„Vor ein paar Wochen noch undenkbar, liegt die CDU in der Herzkammer der SPD Umfragen zufolge mindestens auf Augenhöhe.“

Die Vorzeichen vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am Sonntag sind denkbar einfach: Fällt Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die „Herzdame der SPD“, wackeln am Montag die Wände im Willy-Brandt-Haus in Berlin. Dann ist die Abwärtsspirale für die SPD und ihren Kanzlerkandidaten Martin Schulz kaum noch aufzuhalten. Kraft muss Schulz bei der „kleinen Bundestagswahl“ an Rhein und Ruhr retten.

Vor ein paar Wochen noch undenkbar, liegt die CDU in der Herzkammer der SPD Umfragen zufolge mindestens auf Augenhöhe. Macht die CDU nach den Wahlen im Saarland und in Schleswig-Holstein das 3:0 gegen die SPD, fällt das natürlich auch auf Schulz zurück. Gut 30 Wahlkampf-Einsätze hatte Schulz in den vergangenen Monaten in NRW. Das Bundesland ist seine Heimat.

Vom Schulz-Hype ist längst keine Rede mehr. Der Merkel-Herausforderer hat deutlich an Konturen verloren. Noch immer haben viele keinen Schimmer, wofür Schulz eigentlich genau steht. Dessen Wahlkampfstrategen gaben zu, dass es zuletzt an medialer Präsenz gefehlt hat. – außerdem an Zuspitzung.

Und Merkel? Sie ist die Ruhe selbst. Die Umfragewerte stimmen, die Kanzlerin regiert, ist wie gewohnt auf vielen Auslandsreisen unterwegs – und plaudert in Interviews ungewohnt locker. Sie hofft auf den Regierungswechsel in NRW.

Dabei galt Kraft-Herausforderer Laschet lange als zu zahm, zu ungefährlich. Doch er braucht nur den Finger in die Wunden zu legen: NRW leidet unter hohem Schuldenstand und hoher Arbeitslosenquote, maroden Straßen und vielen Einbrüchen.

Ob der Amtsbonus „Kümmerin“ Kraft ins Ziel rettet, bleibt abzuwarten. Es wird denkbar knapp und sehr spannend. Vom Ausgang der Wahl hängt Krafts politische Zukunft ab – auch für Schulz steht viel auf dem Spiel.