„Ein Niedersachse dürfte sich das Ergebnis der Wahl in Schleswig-Holstein besonders aufmerksam ansehen: Stephan Weil.“

So hatten sich das die Wahlkämpfer der SPD nicht vorgestellt, ob in Niedersachsen, in Nordrhein-Westfalen oder im Bund. Und ein Niedersachse dürfte sich das Ergebnis der Landtagswahlen in Schleswig-Holstein besonders aufmerksam ansehen: Ministerpräsident und Landesparteichef Stephan Weil.

Statt des lange erwarteten Rückenwinds durch einen Wahlsieg des Genossen Albig gab es in Schleswig-Holstein eine kalte Dusche für dessen selbsternannte „Küstenkoalition“. Zum einen halfen der CDU dabei die für sie wieder freundlichere Bundesgroßwetterlage und ein unbekümmerter Kandidat. Den Rest besorgte zum guten Teil auch Ministerpräsident Albig selbst. Durch das offensichtliche Unterschätzen des Gegners, durch ein Übermaß an präsidialer Abgehobenheit und durch eine Homestory, in der er als blasierter Macho rüberkam.

In Erinnerung wird Albig so vielleicht als der Mann bleiben, der der SPD den Verzicht auf einen Kanzlerkandidaten empfahl – mangels Erfolgsaussichten. Fair? Natürlich nicht, aber so ist Politik eben auch.

Nun ist Weil kein Albig. Der Niedersachse gilt als bodenständig und wachsam. Schwere Stockfehler hat er vermieden oder zumindest geschickt kleingehalten. Und dass ein bisschen rotgrüne Polit-Romantik à la „Küstenkoalition“ nicht reicht, um bei der Landtagswahl im Januar 2018 als Sieger dazustehen, wird Weil auch bewusst sein. Zu denken geben muss dem Ministerpräsidenten Weil aber, dass dem Kollegen Albig offenbar keinerlei Amtsbonus zugeschrieben wurde, als es in der Wahlkabine hart auf hart ging. Auch dass die Schleswig-Holsteiner so klar den Wechsel wählten, obwohl angeblich im Land doch alles recht friedlich lief, hat nicht nur die SPD überrascht. Für die SPD in Niedersachsen heißt das: Nur auf Weil-Festspiele zu setzen, das könnte dann doch zu wenig sein. Mag sein, dass auch die Niedersachsen Taten sehen wollen.