„Die VW-Verantwortlichen sollten das Verhalten der Anteilseigner genau studieren. So wie sie werden viele Kunden denken.“

Die Hauptversammlung der VW-Aktionäre am Mittwoch in Hannover ist ein Gradmesser für die Image-Entwicklung des Autobauers. Vor einem knappen Jahr – neun Monate nach Bekanntwerden des Abgas-Betrugs – geriet das Aktionärstreffen phasenweise zu einem Frontalangriff auf die VW-Verantwortlichen. Die Anteilseigner kritisierten nicht nur, mitunter schrien sie sogar und zielten unter die Gürtellinie.

Dass die Aktionäre damals nur Dampf ablassen wollten, weil die VW-Aktien wegen des Abgas-Betrugs dramatisch an Wert verloren hatten, wäre wohl zu kurz gedacht. Deutlich wurde stattdessen, dass viele Aktionäre emotional eng mit VW verbunden sind. Der Autobauer ist für sie mehr als nur eine x-beliebige Aktiengesellschaft, die Dividende abwerfen soll. Dass VW ausgerechnet für eine Unglaublichkeit wie den Abgas-Betrug verantwortlich ist, hat sie tief enttäuscht.

Vor diesem Hintergrund gewinnt die Hauptversammlung an Spannung. Die Aussagen und Reaktionen der Aktionäre werden zeigen, inwieweit die Bemühungen des VW-Vorstands und des Aufsichtsrats fruchten, den Abgas-Skandal aufzuarbeiten, den Konzern neu auszurichten und sein Image zu verbessern. Die Verantwortlichen des Autobauers sollten das Verhalten der Anteilseigner genau studieren. Denn viele halten nicht nur VW-Aktien, sondern fahren auch ein Konzern-Modell. So wie sie werden viele Kunden des Konzerns denken.