„Als Damoklesschwert schweben die milliardenschweren Aktionärsklagen über dem Konzern.“

Aufstehen, Krönchen richten, weitergehen. Dieses Motto scheint der VW-Konzern befolgt zu haben. Der Milliardenverlust im Jahr 2015 war offenbar nur ein kurzes Intermezzo in den Geschäftsberichten. Im vergangenen Jahr wiesen die Wolfsburger bereits wieder einen Gewinn von 5,4 Milliarden Euro aus. Und mit dem Ergebnis aus dem ersten Quartal 2017 setzt sich nicht nur ein Erholungskurs fort – VW schnitt sogar besser ab als vor Bekanntwerden des Abgas-Betrugs. Vor allem scheint die lange renditeschwache Kernmarke endlich die Kehrtwende zu schaffen.

Von solchen Ergebnissen können andere Unternehmen nur träumen, und das in guten Zeiten. VW hingegen steckt noch immer in der tiefsten Krise seiner Unternehmensgeschichte. Die scheint also zumindest finanziell im Griff – vorerst. Als Damoklesschwert schweben nach wie vor die milliardenschweren Aktionärsklagen über dem Konzern. Die Erfahrung aus ähnlichen Fällen zeigt zwar, dass sich die Prozesse wohl über Jahre hinziehen werden und VW gute Chancen hat, mit einem blauen Auge davonzukommen. Nach bisherigem Ermittlungsstand wurde keinem Konzernvorstand eine Mitwisserschaft nachgewiesen. Bleibt es dabei, haben die Anleger schlechte Karten. Doch noch ist der Ausgang der Klagen offen, mit denen sie Schadenersatz für die späte Information über den Betrug verlangen.

Außerdem lassen die Forderungen nach einer Entschädigung für betroffene Kunden in Europa nicht nach. Aufgrund der Rechtslage wiegt sich VW hier bislang in Sicherheit. Doch auch hier ist das letzte Wort nicht gesprochen.

Wegen der finanziellen Belastungen durch den Skandal hat VW von Januar bis März weniger investiert. Ob das die richtigen Sparmaßnahmen sind, ist fraglich. Das Krönchen wird auf Dauer nur halten, wenn die Wolfsburger mit Lösungen für die Mobilität der Zukunft glänzen. Dort ist das Geld am besten aufgehoben.