Die Zahlen, die das Kriminologische Forschungsinstitut aus Hannover veröffentlicht hat, bestätigen einen Trend: Die Jugendlichen in Niedersachsen neigen offenbar weniger zur Gewalt als Generationen zuvor. Die Ergebnisse können, bei einer Zahl von mehr als 10 000 befragten Schülern, durchaus als repräsentativ angesehen werden.

Sie decken sich zudem mit Statistiken der Polizei. Seit Jahren nehme die Kriminalität unter Minderjährigen ab, heißt es.

Diese Beobachtungen und solche Analysen sind wichtig. Das Gute ist ja auch: Die Studie ist langfristig angelehnt und will nicht nur mal kurz die Aufmerksamkeit erregen.

Natürlich geht von bestimmten Jugendlichen ein höheres Maß an Gewalt aus als von anderen. Je niedriger der Bildungsgrad, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie zum Täter werden . Die Wahrscheinlichkeit, dass sie Opfer von Gewalt werden, steigt allerdings auch. Zudem räumt die Studie mit einer Reihe von Vorurteilen auf: Sie belegt, dass die Jugend nicht völlig verroht ist. Wer das sagt, ist übrigens in den meisten Fällen dieser Altersgruppe längst entwachsen. Die Studie dient aber auch als Hinweis darauf, wie viel Arbeit noch ansteht. So bleibt die Integration von Jugendlichen, die aus islamischen Ländern kommen, eine Herkulesaufgabe. Gerade bei diesen ist das Misstrauen gegenüber behördlichen Institutionen wie der Polizei besonders hoch. Diesem Gefühl nicht durch Aufklärung vorzubeugen, wäre ein fatales Signal des Staates an alle seine Bürger.

Aber: Amokläufe an Schulen – oder wie im Sommer in München mit vielen Toten – sind Ausnahmen und keine apokalyptischen Vorboten. Es sind Exzesse – und nicht das Zeugnis einer zunehmend verwahrlosten Jugend. Diese Ereignisse spiegeln keineswegs den Alltag wider. Dieser hält auch so noch genügend Herausforderungen für die Gesellschaft im Umgang mit Jugendlichen bereit.