„Die britische Premierministerin weiß, wie hart die nächsten Jahre werden.“

Welch eine Überraschung: Theresa May will in nicht mal zwei Monaten wählen lassen. Den Zeitpunkt hat sie gut ausgesucht. Denn sie hat beste Chancen, gestärkt aus dem Urnengang hervorzugehen und den Brexit zu vollziehen.

Das liegt nicht daran, dass die Briten inzwischen voll und ganz hinter dem EU-Austritt stehen. Doch es gibt keine Partei, die sich den Exit vom Brexit auf die Fahnen geschrieben hat und im Wahlkampf nun eine Alternative zu May bieten könnte. Und in so kurzer Zeit kann sich auch keine tragfähige Gegenbewegung zum Austritt formieren. Zudem ist die Labour-Partei zu schwach und viel zu stark mit sich selbst beschäftigt. Ihr Vorsitzender Jeremy Corbyn, auch ein EU-Skeptiker, verharrt mit seiner Partei in einem historischen Stimmungstief. Er war zu keiner Zeit ein Herausforderer, den May fürchten musste.

So sind die Wahlen keine Abstimmung über den Brexit. Der Antrag ist gestellt. Es gibt kein Zurück mehr. May weiß, wie hart die nächsten Jahre werden und welche schlimmen Nachrichten sie aus Brüssel nach Hause bringen wird. Dafür muss sie innenpolitisch so stark sein, wie es nur möglich ist – das gilt auch für die Verhandlungen mit der EU. Bislang ist sie das nicht. Die konservative Partei hat sie zur Nachfolgerin David Camerons gemacht. Sie hat keine deutliche Mehrheit im Unterhaus. Und ihre Macht ist nicht durch eine Wahl legitimiert. Jetzt wird sie ihren Kurs bestätigen lassen. Eine kluge Entscheidung.