„Bislang galt: VW wird von Wolfsburg aus regiert. Wolfsburger Denken und Handeln wurden in alle Welt exportiert.“

Die Jahres-Pressekonferenz von VW gestern in Wolfsburg machte in besonderem Maß deutlich, wie weit die Spannbreite der Aufgaben ist, denen sich der Autobauer gegenübersieht. Abgas-Skandal, neue Modelle mit Verbrennungsmotor, neue Modelle mit E-Motor, Einstiegsautos für Schwellenmärkte, autonom fahrende Autos, Markenumbau, Personalabbau, Batterie-Forschung, Mobilitätsdienstleistungen, neue Märkte, drohende Handelshemmnisse und nicht zuletzt der selbst verordnete Kulturwandel – VW spiegelt, wie komplex unsere Welt geworden ist. Einfach nur Autos zu bauen und neue Märkte zu erschließen, das reicht nicht mehr.

In diesem Gewusel der von ihm geschilderten Herausforderungen ging gestern in Wolfsburg eine Botschaft von Konzernchef Matthias Müller beinahe unter. Die ist zwar nicht mehr ganz neu, aber von großer Bedeutung: Der Konzern will sein Management neu aufstellen. Müller brachte es auf den Punkt, als er sagte, VW müsse internationaler, unternehmerischer und weiblicher werden. Die Vielzahl der Aufgaben erfordert eine breite Expertise und neues Denken. Und das muss – zumindest teilweise – von außen kommen.

Bislang galt: VW wird von Wolfsburg aus regiert. Wolfsburger Denken und Handeln wurden in alle Welt exportiert. Nach diesem Prinzip funktioniert der Konzern in weiten Strecken noch heute. Angesichts der Vielzahl der Märkte und Kulturen, in denen der Konzern Autos verkauft, und angesichts neuer Techniken ist aber auch klar, dass dieser Horizont zu eng geworden ist. Schließlich konzentriert sich am Mittellandkanal nicht das Wissen der ganzen Welt. Der Konzern ist auf neues Wissen angewiesen.

So wie sich die Anforderungen an die Führungskräfte verändern, muss auch der Konzern-Vorstand mitwachsen. Denn über all den Aufgaben muss eine Organisation stehen, die den Überblick behält und Prioritäten setzt.