„Die afrikanischen Länder sind gefordert. Die Politik der offenen Hand, des reinen „Nehmens“, muss ein Ende haben.“

Es dauert lange, sehr lange, bis die Vereinten Nationen eine Hungersnot offiziell ausrufen. Als im Jahr 2011 die katastrophalen Zustände in Somalia amtlich verkündet wurden, waren bereits Zehntausende Menschen tot. Anfang der Woche stellten die UN nun erstmals wieder eine Hungersnot fest, diesmal im Südsudan. Dort sind 100 000 Menschen akut vom Tod bedroht, fünf Millionen Menschen hungern.

Die Botschaft von UN-Generalsekretär António Guterres ist so eindeutig wie einfach: Wenn die internationale Gemeinschaft handelt, kann eine größere Katastrophe verhindert werden.

Doch es mangelt an Geld: Der Generalsekretär Guterres rechnet vor, dass bislang zwei Cent für jeden benötigten Dollar an internationaler Hilfe eingegangen seien. Zwei Cent?

Neben der rein humanitären Verpflichtung der Vereinten Nationen, Menschen nicht wie Vieh sterben zu lassen, hat gerade Europa ein großes Eigeninteresse an der Bekämpfung des Hungers und seiner Ursachen. Auch wenn der Begriff „Marshall-Plan“ für Afrika umstritten ist, so geht Entwicklungsminister Gerd Müller mit seiner Agenda immerhin das Thema an: Ende mit dem Gießkannenprinzip in der Entwicklungshilfe, stattdessen gezielte Partnerschaften mit Regierungen, die für Reformen stehen.

Doch auch die afrikanischen Länder sind gefordert. Die Politik der offenen Hand, des reinen „Nehmens“, muss ein Ende haben. Korrupte Regime müssen von den eigenen Bürgern zur Verantwortung gezogen werden. Die bald zwei Milliarden Menschen, die auf dem Kontinent leben, brauchen Jobs und Möglichkeiten. Das kann man letzten Endes nur von innen stemmen.

Europa aber tut gut daran, diese Prozesse nicht nur in Sonntagsreden, sondern mit Geld und Expertise zu begleiten. Denn keine noch so hohen Mauern und Zäune werden die Probleme Afrikas langfristig fernhalten.