„Nun sollen Stromleitungen in die Erde, ohne dass auch nur ansatzweise geklärt wäre, welche Folgen das für den Boden hat.“

Umweltverbände und umweltschutzbewegte Politiker verweisen gern auf das Vorsorgeprinzip. Das besagt, dass Schäden für Mensch und Umwelt im Voraus vermieden werden sollen. Bei mangelnder Gewissheit über die Folgen müsse deshalb gegen neue Technologien entschieden werden.

Mit Verweis auf dieses Prinzip wird die Grüne Gentechnik abgelehnt, obwohl Jahrzehnte der Sicherheitsforschung keine Risiken entdecken konnten. Auf Fracking soll verzichtet werden, obwohl die Risiken der Technik nach Einschätzung der Akademien der Wissenschaften beherrschbar sind. Das Pflanzenschutzmittel Glyphosat soll verboten werden, obwohl sämtliche Zulassungsbehörden bei richtiger Anwendung keine Gesundheitsgefahr sehen.

Doch wenn es um die eigenen Lieblingsthemen geht, spielt das Vorsorgeprinzip für Umweltschützer und grüne Politiker plötzlich keine Rolle mehr. Der Wolf wird herzlich willkommen geheißen – ohne echtes Wissen über mögliche Auswirkungen seiner Wiederansiedlung. Biogasanlagen wurden erst einmal üppig gefördert, bevor die ökologischen Folgen der Vermaisung der Landwirtschaft offenbar wurden. Dieses selektive Berufen auf mögliche Gefahren zeigt: Das Vorsorgeprinzip dient vielen Umweltschützern vor allem als Waffe gegen unliebsame Innovationen.

Und nun sollen Höchstspannungsleitungen in die Erde, ohne dass auch nur ansatzweise geklärt wäre, welche Konsequenzen das für den Boden hat. Was passiert mit den Mikroorganismen? Was mit dem Wasserhaushalt? Was mit den Beikräutern auf dem Acker? Man weiß es nicht, will sich aber nicht beirren lassen. Eine Folge ist allerdings bereits bekannt: Es wird richtig teuer – um ein Vielfaches teurer als die seit Jahrzehnten etablierte Technologie der Überlandleitungen. Deren Folgen für die Umwelt sind wenigstens bekannt, für den Menschen sind sie ungefährlich.