„Es könnte sein, dass ein BS-Energy-Chef mit Standortbezug für den Veolia-Konzern zum Hindernis wurde.“

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre wechselt eines der großen regionalen Versorgungsunternehmen den Vorstandschef aus. Hat BS-Energy, mehrheitlich im Besitz des französischen Veolia-Konzerns, Pech mit seinem Spitzenpersonal? Nach allem, was wir wissen, kann davon keine Rede sein. Kai Uwe Krauel könnte auf eine positive Bilanz seiner fünf Jahre verweisen. Er schweigt. Die Erklärung ist einfach. Jeder Manager weiß: Wenn die Schlacht verloren ist, wird jeder Schuss Verschwendung.

Die ganze Branche ächzt unter den Folgen extrem schwieriger Marktbedingungen. Vor allem die abenteuerlichen Kurswechsel der Politik haben viele Versorger in rote Zahlen getrieben. BS-Energy gehört nicht dazu – das ist eine reife Leistung der Belegschaft und des Managements.

Branchenkenner vermuten profane Motive. Veolia hat für BS-Energy sehr viel Geld bezahlt. Von dieser Plattform aus wollte der Konzern den deutschen Markt aufrollen. Die Erfolge sind überschaubar, Veolia steht unter wirtschaftlichem Druck. Und da könnte es sein, dass ein Vorstandschef mit Standortbezug zum Hindernis wurde. Krauel ist in Braunschweig geboren, seine Familie hat hier tiefe Wurzeln, er hat sich in der Region engagiert.

Entschiedene Gegenwehr des Minderheitsgesellschafters Stadt Braunschweig ist in der Causa Krauel nicht erkennbar. Ob das klug war? Es wird sich zeigen. Braunschweig und die anderen Veolia-Partner in der Region werden sehr genau darauf zu achten haben, ob bei BS-Energy ein Projekt Profitmaximierung stattfindet, oder ob gedeihliche Zusammenarbeit gelingt. Dem Ehrgeiz des Deutschlandchefs von Veolia, Etienne Petit, sind Grenzen gesetzt: Mit Blick auf die anstehenden Konzessionsvergaben wäre ein harter Kurs für Veolia riskant. Das Vertrauen potenzieller neuer kommunaler Partner dürfte schon jetzt gelitten haben.

Positiv ist zweierlei. Die Vorstände Paul Anfang und Julien Mounier sollen offenbar bleiben; beide sind seriöse, regional engagierte Manager. Und BS-Energy hat sich zu seinem gesellschaftlichen Engagement bekannt.