„Bisher hat es der Wahlsieger versäumt klarzustellen, wie er die Familiengeschäfte von seinen Amtspflichten sauber trennen will.“

Donald Trump nennt die Hollywood-Ikone Meryl Streep „eine der überschätztesten Schauspielerinnen“ und blamiert sich damit bis auf die Knochen. Wieder einmal zeigt sich, dass der künftige US-Twitter-Präsident kein Gespür dafür hat, wann Aussagen zum Bumerang werden. Er hätte besser seine Berater fragen sollen, bevor er den Tweet absetzte, möchte man rufen. Bis man sich daran erinnert, dass sein Chefberater der ebenfalls politisch völlig unbeschlagene Schwiegersohn Jared Kushner ist. Dass Kushner wie Trump von Interessenkonflikten ins Weiße Haus begleitet wird, ist gut nachvollziehbar. Doch bisher hat es der Wahlsieger versäumt, klarzustellen, wie er Familiengeschäfte von seinen Amtspflichten sauber trennen will – wenn er es will. Und mit der Berufung Kushners hat er eine rechtliche Grauzone betreten, was den Vorwurf der Vetternwirtschaft angeht. Dass Trump derartige Bedenken schlichtweg zu ignorieren scheint, passt zu seinem persönlichen Weltbild, in dem Begriffe wie Wahrheit, Fakten, Tradition oder Ethik keinerlei Rolle spielen und in der Twitter sein wichtigstes Kommunikationsmedium ist, weil er auf dieser Plattform lästigen Fragen entgehen kann. Und zu seinem Weltbild passt auch, dass bei den gestern begonnenen Senatsanhörungen seine Kabinettskandidaten von der Republikaner-Mehrheit durchgepeitscht werden, ohne dass die sonst üblichen Hintergrund-Checks zu den Nominierten abgeschlossen sind.