„Es geht darum, das absurde Auseinanderklaffen der Test- und Realwerte zu beenden.“

Wie wenig die Herstellerangaben vom Prüfzyklus mit der Realität auf der Straße zu tun haben, war den meisten Autofahrern beim Blick auf die Tankuhr schon lange klar. Mit welch ausgebufften Tricks die Autobauer auch noch die Prüfstellenwerte manipulieren, war hingegen bis vor kurzem sogar manchem Experten nicht bewusst. Das Ausmaß lässt einen ungläubig die Augen reiben. Nach einer neuen Auswertung des International Council on Clean Transportation (ICCT) sind Diesel-Autos mit der Euro-6-Norm auf der Straße im Schnitt sogar doppelt so dreckig wie Laster und Busse. Und das nicht etwa, weil die Hersteller betrügen – sie reizen mit allen Mitteln die Testbedingungen aus. Das zeigt, wie dringend nötig die Straßentests sind, die ab Herbst auch für Autos gelten sollen; bisher sind sie nur für LKW vorgeschrieben. Das ist auch im Interesse der Autobauer, die nach dem VW-Skandal allesamt um Glaubwürdigkeit ringen.

Nach der EU-Entscheidung zu den neuen Tests dürfen die Grenzen noch jahrelang deutlich überschritten werden. Trotzdem ist sicher: Der Schadstoffausstoß wird immerhin bald sinken, denn die Grenzwerte werden so strenger. Wie stark er sich theoretisch senken lässt, belegen anschaulich die Zahlen des ICCT.

Auch mit Straßentests werden die Messwerte nicht mit dem tatsächlichen Ausstoß übereinstimmen, so viel ist klar. Schließlich muss auch in Zukunft unter vorgegebenen Bedingungen getestet werden, um die Ergebnisse überhaupt vergleichen zu können. Das ist aber nicht der Punkt, es geht darum, das absurde Auseinanderklaffen der Test- und Realwerte zu beenden.

Dass der Ursprung der extremen Abweichungen in den gesetzlichen Vorgaben liegt, entbindet die Autobauer jedoch nicht von ihrer eigenen Verantwortung bei den Auswüchsen. Gut, dass sie sich bereits selbst realistischere Angaben verordnet haben.