„Das Todesjahr vieler Ikonen eines schrankenlos freien Lebens ist auch das Jahr des großen Comebacks reaktionärer Kräfte.“

Das Jahr 2016 begann mit dem Tod eines der einflussreichsten Musiker der Rockgeschichte – David Bowie starb am 10. Januar –, und es geht mit den Nachrichten vom Tod der Pop-Ikone George Michael und des Status-Quo-Gitarristen Rick Parfitt zuende. Auch der begnadete Popkünstler Prince, die Songschreiber-Legende Leonhard Cohen, der deutsche Swing-Star Roger Cicero und die Rock-Avantgardisten Greg Lake und Keith Emerson überlebten 2016 nicht. War es ein schwarzes Jahr für den Rock? Kann diese tragische Häufung Zufall sein?

Ja und Nein. Ja, weil die Musik der Größen des Pop unsterblich sein mag, sie selbst aber nicht – im Gegenteil. So exzessiv, wie Bowie und Parfitt gelebt haben, überrascht es eher, dass sie überhaupt fast 70 geworden sind. Viele, die in den 60er-Jahren mit ihnen im Geist eines neuen, schrankenlos freien Lebensstils aufbrachen – Sex, Drugs and Rock’n’ Roll – mussten dem früher Tribut zollen. Jimi Hendrix, Jim Morrison und Janis Joplin erlebten ihren 30. Geburtstag nicht. George Michael und Prince starben nun in ihren Fünfzigern – viel zu früh und in Prince’ Fall durch eine unabsichtliche Überdosis Tabletten. Aber auch das hat mit der Exzessivität ihres Popstar-Daseins zu tun.

Und doch ist es frappierend, wie der Tod vieler Ikonen eines radikal freien Lebens in das Jahr fällt, das auch für ein massives Comeback reaktionärer Ideen steht. Da ist auf der einen Seite die düstere Attraktivität des Islamismus, auf der anderen der Siegeszug erzkonservativer Kräfte von Putin über die AfD bis hin zu Trump.

Es sind harte Zeiten für den freien Geist des Rock. Da hilft es auch nichts, dass Neil Young und Keith Richards unverdrossen weiterrocken– die Flamme weitertragen müssten Jüngere. Doch viele ihres Kalibers sind nicht in Sicht.