„Unfallopfern lebensrettende Maßnahmen zu verwehren, ist genau so schlimm wie Gaffen.“

Drängler, Gaffer, Rettungsgassenverweigerer – auf deutschen Straßen ist es nicht gut bestellt um die Empathie für Mitmenschen. Während Drängler andere Autofahrer gefährden, lassen es Gaffer an jeglicher Pietät fehlen – auch sie behindern zudem Rettungskräfte mit ihrer Schaulust. Unfallopfern im schlimmsten Fall lebensrettende Maßnahmen zu verwehren, weil man sich nicht an einer Rettungsgasse beteiligt, ist nicht besser.

Auch wenn es meist sicher keine böse Absicht ist, spricht aus diesem Verhalten Ignoranz und mangelndes Einfühlungsvermögen – mit unter Umständen tödlichen Folgen. „Was wäre, wenn..?“ sollte sich derjenige fragen, und den Satz nach eigenem Gusto auffüllen: ...dort meine Frau läge, ...dort mein Kind einen Unfall gehabt hätte, ...ich dort selbst liegen würde? Demjenigen, dem es nicht einfällt, sich diese Fragen selbst zu stellen, muss nachgeholfen werden – mit höherem Bußgeld, wie es Innenminister Pistorius fordert. Denn auch 70 Spruchbänder werden nichts daran ändern, dass vereinzelte Fahrer, in der Fahrbahnmitte bleiben, um zu sehen, wann der Stau endet, oder sich hinter die Rettungsfahrzeuge klemmen. Dabei sparen vor allem Rettungsgassen Zeit: Je schneller Einsatzkräfte vor Ort sind, desto schneller löst sich der Stau für alle Beteiligten auf.

Die Waage zu halten zwischen eigenen Interessen und der Rücksichtnahme auf andere ist wichtig und anspruchsvoll. Nicht nur, aber auch im Stau.