„Zu viele im Westen wollen einen Kalten Krieg im Weltsport um jeden Preis verhindern.“

Mehr als tausend russische Sportler sind nach Ermittlungen der Welt-Anti-Doping-Agentur zwischen 2011 und 2015 Teil einer groß angelegten staatlichen Dopingpolitik gewesen. Dieses Ergebnis hat gestern Chef-Ermittler Richard McLaren in seinem Abschlussbericht vorgestellt und belegt. Die russischen Anti-Doping-Labore waren demnach verwickelt, der Inlands-Geheimdienst mischte mit, um Dopingproben zu vertauschen, Dopingtests wurden vorher angekündigt, Doping-Kontrolleure bestochen.

Das kann nicht wahr sein, will man ausrufen. Doch. Die Welt-Anti-Doping-Agentur ist sicher: Der russische Sport ist ein einziger Sumpf, es wird betrogen Urinprobe um Urinprobe, gedeckt von der Politik. Also: Russland komplett von allen internationalen Wettkämpfen ausschließen, bis das Land sich nachweislich an die internationalen Regeln hält. Das kann sich der Weltsport nicht gefallen lassen.

Schön wäre es. Aber wir erinnern uns: Kurz vor den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro hatte McLaren in seinem ersten Bericht bereits mitgeteilt, dass zwischen 2012 und 2015 rund 650 positive Doping-Proben russischer Athleten in rund 30 Sportarten verschwunden seien. Hatte das für einen kompletten Ausschluss Russlands von Olympia gereicht? Nein. Und das wird es auch nicht für die Winterspiele 2018 in Südkorea. Zu viele im Westen wollen einen Kalten Krieg im Weltsport verhindern.