„Hitler ist Ehrenbürger. Ab dem Moment, in dem so etwas öffentlich wird, kann eine Behörde nicht mehr gewinnen.“

Stefan Grote, Bürgermeister von Braunlage und St. Andreasberg, und mit ihm der Stadtrat hatten schon verloren, als sie von der Sache erfuhren: Hitler ist oder besser war Ehrenbürger von St. Andreasberg. Ab dem Moment, in dem so etwas öffentlich wird, kann eine Behörde nicht mehr gewinnen – keine Win-Win-, wie es so schön auf Neudeutsch heißt, sondern eine Lose-Lose-Situation: Entweder man erkennt Hitler nachträglich die Ehrenbürgerwürde ab und setzt sich dadurch dem – durchaus berechtigten – Vorwurf gestenreicher aber folgenloser Symbolpolitik aus. Oder aber man entscheidet, dass die Lokalpolitik selbst in heimeligen Urlaubsorten wie der keine 2000 Einwohner zählenden ehemals „freien Bergstadt“ im Oberharz wahrlich besseres zu tun hat, als längst verstorbene Diktatoren, die den Ort zu Lebzeiten vermutlich nicht mal auf der Landkarte gefunden hätten, zu entfreunden – und muss sich anschließend fragen lassen, was genau eigentlich nicht stimmt mit diesem komischen Volk da oben in den Bergen. Ausgerechnet! Festung Harz! Mittelbau-Dora!

Vielleicht tröstete es die Harzer Politiker, dass sie ihr Schicksal mit 4000 anderen Kommunen teilen, bei denen Hitler Ehrenbürger war – war übrigens, weil diese Ehre zumeist mit dem Tod erlischt, selbst bei suizidalen Massenmördern. Und die Lehre daraus: Liebe pensionierte Studienräte, gibt es in Orts-Chroniken nicht viel Interessanteres zu entdecken als diese ewige Nazi-Folklore?