„Ein späterer Rentenbeginn darf kein Tabu mehr sein – so wenig wie eine Reform, die auch Beamte und Selbständige einbezieht.“

Rentner können auch 2017 mit einer ordentlichen Erhöhung ihrer gesetzlichen Altersbezüge rechnen. Die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt und die gestiegenen Löhne machen es möglich. Die gute Nachricht darf aber nicht überbewertet werden. Das Rentenniveau sinkt immer weiter, um die Beitragszahler nicht zu sehr zu belasten. Damit wächst das Armutsrisiko im Alter. Sozialverbände warnen davor seit Jahren. Nun läutet Arbeitsministerin Nahles die Alarmglocke ganz offiziell. Das ist zu begrüßen, darf jedoch nicht folgenlos bleiben. Was Nahles allerdings als Konsequenz empfiehlt, ist vorwiegend das, was seit einem Jahrzehnt offizielle Politik ist: mehr private Vorsorge. Dabei hat die Riester-Rente ihr zentrales Ziel verfehlt, und auch bei den Betriebsrenten gehen zu viele Arbeitnehmer leer aus. Nun erschweren auch noch die niedrigen Zinsen die Sparbemühungen. Wenn die private Vorsorge auf schwachen Füßen steht, droht die Absenkung des Rentenniveaus zum Sprengsatz zu werden. Es wird Zeit für einen Kurswechsel. Für Geringverdiener muss es ein Mindestsicherungsniveau geben. Auf der anderen Seite darf ein späterer Rentenbeginn kein Tabu mehr sein – so wenig wie eine große Reform, die auch Beamte und Selbständige in die Versicherung einbezieht. Doch was tut die Regierung? Statt entschieden gegenzusteuern, hat sie die Lage der Rentenkasse durch Wohltaten für heutige Senioren zusätzlich belastet. Nahles wehrt sich zu Recht gegen weitere Zumutungen. Ihr Gegenentwurf bleibt mutlos. Der Vertrauensverlust in die Rente droht, so noch größer zu werden.

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