„Wenn die EU Peinlichkeiten wie das Ceta-Gezerre vermeiden will, sollte sie sich Gedanken machen, ob sie ihre Verträge ändern muss.“

Dass die EU ein schwerfälliger Laden ist, in dem gefeilscht und gepokert wird, ist nicht neu. Doch was sich die Gemeinschaft beim geplanten Handelsabkommen mit Kanada (Ceta) geleistet hat, kann nur als Riesen-Blamage bezeichnet werden. Die politisch Verantwortlichen der Wallonie, eine wirtschaftlich rückständige Region in Belgien, haben im Stil sowjetischer Betonköpfe „Njet“ gesagt.

Sieben Jahre haben Brüssel und Ottawa hart über den Abbau von Zöllen und die Angleichung von Standards verhandelt. Die kanadische Regierung hat immer wieder Zugeständnisse gemacht. Sie ist zu Recht schwer enttäuscht. Das Land steht bei der Regulierung von Umwelt und Arbeitsleben viel näher an Europa als etwa die USA. Zudem stellt es mit Justin Trudeau einen sozialdemokratisch orientierten Premierminister, der beim Klimaschutz bereits Pflöcke eingerammt hat.

Das Fiasko unterstreicht die politische Impotenz der EU. Es macht die Union auch zur Lachnummer auf der Bühne der Weltwirtschaft. Die Regionalpolitiker der Wallonie ziehen Juncker, Tusk & Co. am Nasenring durch die Manege. Man muss sich fragen: Wer will noch ein Handelsabkommen mit der EU abschließen, wenn selbst eine relativ fortschrittliche Übereinkunft wie die mit Kanada torpediert werden kann?

Der Imageschaden ist gewaltig. Es wurde die Chance verpasst, globale Maßstäbe zu setzen. Mit Ceta hätte man die Bedingungen für höheres Wirtschaftswachstum sowie umwelt- und sozialverträgliche Mindeststandards unter einen Hut bekommen. Wenn das Abkommen durchfällt, bestimmen andere die Regeln des Welthandels: Chinesen, Russen oder Inder. Was dies für Klimaverträglichkeit oder Arbeitsschutz bedeutet, lässt sich leicht ausmalen.

Wenn die EU Peinlichkeiten wie das Ceta-Gezerre vermeiden will, sollte sie sich ernsthaft Gedanken machen, ob sie ihre vertraglichen Grundlagen nicht ändern muss.