„Fürs Erste bleiben als Perspektive nur ungefangene Fische.“

Das Ende der Helmstedter Bergbautradition zeigt lehrbuchhaft, wie es einer Region ergehen kann, die über keine starken Fürsprecher in Hannover oder Berlin verfügt und die sich selbst zu lange mit dem Vorhandenen zufriedengegeben hat. Das Einleiten des wirtschaftlichen Strukturwandels erfolgt fast zeitgleich mit dem Abschalten des Kraftwerks Buschhaus – und damit mindestens zehn Jahre zu spät. Ansiedlungserfolge schließt das mittelfristig nicht aus, aber fürs Erste bleiben den Menschen und den Kommunen in dieser Region als Perspektive nur ungefangene Fische. Anders gesagt: Die Überbrückungsphase kann lang und entbehrungsreich werden.

Hätte die Bundesregierung mit ihrem neuen Energiewirtschaftsgesetz und dem milliardenschweren Kraftwerks-Deal mit den Stromriesen nicht für eine abrupte Verkürzung der Buschhaus-Lebensdauer um fast 15 Jahre gesorgt, wäre deutlich mehr Zeit geblieben, um die Weichen für die Zukunft zu stellen. Einer der Schuldigen ist damit ausgemacht. Offen bleibt, ob dieses Mehr an Zeit tatsächlich genutzt worden wäre. Sicher fällt es Regionen mit einer Monostruktur schwer, über den Tellerrand des Bestehenden zu blicken. Das hat, wie im Falle des Helmstedter Reviers, mit eingefahrenen Netzwerken und Interessenlagen zu tun, auch mit Bequemlichkeit. Die alte Revierregion ist gerade deshalb gut beraten, jetzt nichts mehr dem Zufall zu überlassen, sondern aktiv einzutreten für die eigene Zukunft.