„Für erschreckend viele erwerbsfähige Hartz-IV- Bezieher wird die Stütze zum Dauerzustand.“

Das Jobwunder geht weiter, die Bundesagentur für Arbeit meldet für September ein 25-Jahres-Tief bei den Arbeitslosenzahlen. Zugleich malt die Behörde ein düsteres Bild von der Lage der Langzeitarbeitslosen. Die profitieren kaum vom Beschäftigungsboom. Für erschreckend viele erwerbsfähige Hartz-IV-Bezieher wird die Stütze zum Dauerzustand. Wenn selbst in Zeiten eines soliden Wachstums ein Heer von Arbeitslosen keinen Job findet, kann etwas grundsätzlich nicht stimmen. Mag sein, dass Betroffene im Einzelfall zu wenig Neigung zeigen, ihren Status zu verändern – als Erklärung für ein millionenfaches Problem taugt der Hinweis auf individuelle Bequemlichkeit sicher nicht.

Gut ein Jahrzehnt nach der Hartz-Reform wird es Zeit für eine ehrliche Bilanz: Die Idee vom „Fördern und Fordern“ funktioniert nur zum Teil. Gerade für Menschen mit Vermittlungshindernissen läuft das Prinzip ins Leere, weil zwar viel gefordert, aber nicht zielgenau gefördert wird. Schon in normalen Zeiten kann es sich eine Gesellschaft nicht leisten, dass Menschen auf Dauer in Resignation, Armut und Perspektivlosigkeit verharren. Jetzt kommt auf dem Arbeitsmarkt auch noch die Konkurrenz durch Flüchtlinge hinzu, die oft einfache Tätigkeiten suchen.

An drei Stellen muss die Politik entschlossener anpacken. Erstens: Die Jobcenter müssen ihre Arbeit umstellen. Eine intensivere Betreuung von schwer vermittelbaren Arbeitslosen wäre wichtig – auch nach dem Einstieg in den Job. Zweitens müssen Alleinerziehende durch Ganztagskitas und Ganztagsschulen bei der Jobsuche entlastet werden. Ein Teil der Langzeitarbeitslosen hat aber auch mit noch so viel Förderung keine Chance. Für sie sollte drittens ein öffentlich geförderter Arbeitsmarkt geschaffen werden. Bei allen berechtigten Einwänden: Für viele Arbeitslose wäre es die letzte Möglichkeit, in Würde eigenes Geld zu verdienen.