„Mehr Einsicht von Putin ist in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Zu verfahren sind die Beziehungen zwischen West und Ost.“

Der Kreml pflegt seit jeher einen eigenen Umgang mit der Wahrheit. Als im Jahr 2000 das Atom-U-Boot „Kursk“ infolge einer Explosion an Bord in der Barentssee versank, hieß es, es sei von einem amerikanischen U-Boot gerammt worden. Die Russen begegnen der Kreml-Propaganda mit dem ihnen eigenen Humor. Als wenig später der Moskauer Fernsehturm brannte, witzelten sie, er sei vermutlich mit einem ausländischen Fernsehturm kollidiert. Der Rest der Welt tut sich schwerer mit diesen Erzählungen. Und mit der Angewohnheit, selbst bei erwiesener Verantwortung alles abzustreiten und mit teils haarsträubenden Erklärungen und immer wieder neuen Varianten, Indizien und angeblichen Beweisen aufzuwarten.

Nun also sind sich die niederländischen Ermittler in ihrem Zwischenbericht zum Abschuss des Fluges MH17 im Juli 2014 sicher, dass eine Boden-Luft-Rakete vom Typ Buk, abgefeuert vom Gebiet russischer Separatisten in der Ostukraine, die Katastrophe auslöste. Was Moskau natürlich nicht daran hindert, weiter die ukrainische Armee zu beschuldigen. Aber angeblich sind ja auch nur ein paar freiwillige Patrioten im Donbass unterwegs, um der russischstämmigen Bevölkerung gegen die Faschisten aus Kiew zu helfen. Da diese schwerlich ein radargestütztes Flugabwehrsystem im Handgepäck mit sich führen können, kann natürlich auch nicht die russische Armee verwickelt sein. So weit die Kreml-Logik.

Mehr Einsicht von Putin ist in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Zu verfahren sind die Beziehungen zwischen West und Ost. Nicht nur wegen des Ukraine-Konfliktes. Auch der Krieg in Syrien belastet das Verhältnis. Die Rückkehr zu einem fruchtbringenden Dialog ist nicht in Sicht. An einer solchen Situation ist selten nur eine der Parteien schuld. Sie wieder zu ändern, bedarf der Bereitschaft aller Beteiligten. Positive Signale aus Moskau sind momentan nicht auszumachen.