„In Mannheim greift die Polizei gegen Poser durch. Ähnliche Konsequenz sollte auch in Niedersachsen möglich sein.“

Das Auto habe als Statussymbol ausgedient, sagen die trendigsten aller Trendforscher. Für die Jüngeren sei der Besitz nicht mehr wichtig, auf die Mobilität komme es an. Ob sich die Weissagung erfüllt, werden wir sehen – die Zunft der Zukunftsherbeiseher hatte mit den wenigsten Prognosen Glück. Es werden, lieber Bill Gates, immer noch jede Menge Bücher gelesen!

Eine kleine Gruppe junger Männer widersetzt sich dem Generationenklischee mit aller Macht. Da kann das Auto nicht groß, der Reifen nicht breit genug sein. Der konventionelle Auspuff wird schnellstmöglich gegen ein Monster-Teil getauscht, das dem Kanonenrohr eines Leopard-Panzers ähnelt und auch vergleichbare Geräusche ausstößt.

Glückseligkeit ist für diese Boliden-Zähmer gleichbedeutend mit öffentlichem Aufsehen. Das Lächeln der stolzierenden Grazie oder der gestreckte Mittelfinger genervter Fußgänger – piepegal. Hauptsache, man wird beachtet. Ihre gnadenlose Rücksichtslosigkeit unterscheidet sie von friedlichen Autofans, die ihre Kiste durch Tuning einfach zu etwas Einzigartigem machen wollen.

Der Krawall, der die Corsos der Poser begleitet, wird Anwohnern zur Qual. Deren Gesundheit strapaziert schon der ganz normale Wahnsinn unserer Verkehrsströme. Es ist auch ein soziales Thema: Wer wohnt schon an der Hauptverkehrsstraße, wenn er sich die Idylle leisten kann?

Geschäftemacher statten Autos und Motorräder der Radaubrüder mit bizarren Apparaturen aus. Ein Knopfdruck, und aus Motor-Gurgeln wird Krawall, wie ihn tieffliegende Düsenjäger produzieren. Das ist verboten. Solche Eingriffe können dazu führen, dass die Betriebserlaubnis der Fahrzeuge erlischt, mit allen straf- und versicherungsrechtlichen Folgen. Aber wen kümmert’s, solange keiner kontrolliert?

In Mannheim greift die Polizei seit August durch. Und sie hat Erfolg. Schon nach den ersten vierzehn Tagen hatte sie zwei Dutzend Autos und Motorräder aus dem Verkehr gezogen – die illegalen Einbauten kommen die Besitzer teuer zu stehen. Das sollte auch in Niedersachsen möglich sein.