„Eine sterbende Küsten- Industrie zu päppeln, kann nicht die Aufgabe der Nord-LB sein.“

Die Norddeutsche Landesbank segelt in unruhigem Gewässer. Ihr massives Engagement in Schiffsfinanzierungen belastet die Halbjahresbilanz mit einem dreistelligen Millionendefizit. In ihrer Not fährt die Nord-LB maritimes Geschäft zurück; die Auslagerung bringt fürs Erste nur optische Entlastung.

Wie konnte es so weit kommen? Feststeht: Für die Krise der Schifffahrt kann die Bank nichts. Ähnlich wie die Stahlindustrie, die durch die schlechte Konjunkturentwicklung auf eine Belastungsprobe gestellt wird, hat auch die Schifffahrt mit sackenden Auftragsvolumina zu kämpfen.

Aber eine Bank, die sich auf volks- und betriebswirtschaftliche Analyse versteht, weiß: Schiffsfinanzierung findet in einem anfälligen Umfeld statt. Die Krise ist auch nicht erst gestern entstanden. Dennoch häufte die Bank ein Kreditvolumen von 19 Milliarden Euro an – jetzt erst fährt sie es herunter. Ein Fehler.

Aber wie unabhängig ist die Führung einer Landesbank? Wie viel Betriebswirtschaft steckt in den Finanzierungsentscheidungen und wie viel Politik? Die Nord-LB ist Hausbank der sie tragenden Länder, Zentralinstitut der Sparkassen in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, die Bank Tausender von Privatleuten und Unternehmen, im Braunschweiger Land Mutter der Landessparkasse. Die Landesregierungen aber sehen in ihr vor allem ein Werkzeug der Wirtschaftsförderung.

Solange sich diese Förderung auf Geschäfte mit Perspektive richtet, erfüllt die Bank eine wichtige Funktion. Sie kann helfen, aus Chancen Jobs und Ertrag zu machen. Gerade in unserer Region gibt es Innovationen, die kraftvolle Begleitung verdienen. Was aber, wenn das Potenzial einer Landesbank missbraucht wird? Eine sterbende Küsten-Industrie zu päppeln, kann nicht ihre Aufgabe sein.

Die Nord-LB ist stark genug, den eigenen Verlust und die Weiterungen aus dem Besitz der notleidenden Bremer Landesbank zu tragen. Aber sie muss die Chance zu nachhaltigem Umsteuern bekommen: Es gibt keine Alternative zur Wirtschaftlichkeit.