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Arme Pendler! Sie werden im Tarifstreit zwischen der GDL und der Bahn bei jedem Streik in eine Art Geiselhaft genommen, obwohl sie damit nichts zu tun haben.

Doch auch die Lokführer können einem leidtun. Sie haben eine anspruchsvolle Arbeit, die weit über Anfahren und Bremsen hinausgeht. Der Job kann psychisch an die Grenzen und darüber hinaus führen. Man darf die traurige Realität nicht ausblenden, dass Lokführer immer mit dem Risiko leben, eine Selbsttötung miterleben zu müssen, wenn sich eine Person vor einen Zug wirft. Kurz: Es gibt viele Gründe, warum Lokführer zu Recht für mehr Geld kämpfen.

Nun aber drohen die Zugführer immer mehr zu den Buhmännern der Nation zu werden. Schuld daran ist die GDL, die sich durch den Machtkampf mit der Konkurrenzgewerkschaft EVG in eine unmögliche Lage manövriert hat. Die Forderung, auch für das übrige Zugpersonal zu verhandeln, ist ein überzogener Plan, an dem ihr Chef Claus Weselsky eisenhart festhält. Mit seiner kompromisslosen Haltung trägt er nicht zu einer raschen Lösung des Tarifstreits bei. Im Gegenteil! Weselsky schadet seiner Gewerkschaft – und zwar dann, wenn das Verständnis für die GDL in der Bevölkerung weiter schwindet. Und sein Vorwurf gegen die Bahn, sie habe einen Chaosfahrplan installiert, mutet schon beinahe wie eine Verschwörungstheorie an.

Aber wenn es nur das wäre. Weselsky liefert darüber hinaus seit Wochen Wind auf die Mühlen aller Kritiker, die die Macht von kleinen Gewerkschaften beschneiden wollen. Die Bundesregierung versucht dies – und das ist überfällig. Es kann nicht angehen, dass die Gewerkschaften von kleinen Gruppen – ob Piloten oder Lokführer – wesentliche Teile des öffentlichen Geschehens lahmlegen können.

Die GDL hätte sich von vorn herein auf die Tarifverhandlungen für die Lokführer beschränken sollen. So aber streikt sie sich geradewegs aufs Abstellgleis.