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Europa schaut am 18. September nach Schottland. Dann sind knapp sechs Millionen Schotten dazu aufgerufen, sich zu entscheiden, ob sie eine eigenständige Region innerhalb des Vereinigten Königreichs bleiben oder sich ganz lösen wollen – auch von der wirtschaftlichen Kraft und dem internationalen Ansehen, die diese Mitgliedschaft bisher mit sich brachte.

Die Frage der Unabhängigkeit ist eine, die die Schotten seit Jahrhunderten umtreibt. Dass sich die Bürger Edinburghs, Glasgows oder Aberdeens von der Regierung in London heute noch so unterjocht fühlen, wie es das Historiendrama Braveheart anschaulich auf die Leinwand brachte, wird heute nicht mal mehr von den glühendsten Verfechtern der Loslösung behauptet.

Man kann von außen betrachtet das Gefühl haben, die Schotten fühlen sich möglicherweise zu etwas Höherem berufen. Schon heute hat die politische Führung Schottlands Rechte, von denen andere Regionen Europas, in denen auch der Wunsch nach Abspaltung herrscht, träumen.

Und so steht mit Alex Salmond ein Politiker an der Spitze der Unabhängigkeitsbewegung, der nicht nur auf die Loslösung von London drängte, sondern letztendlich in Absprache mit der dortigen Regierung diese historische Wahl auch durchsetzen konnte.

Die Entscheidung, die Bürger Schottlands selbst über ihre Zukunft bestimmen zu lassen, ist eine mutige. Sie ist von einem tiefen Vertrauen in die Demokratie bestimmt. Und es ist eine Wahl, die im Vorfeld nicht mit Hilfe von Gewalt und Terror durchgesetzt wurde. Der ein oder andere Präsident in Europa oder in den Peripherien des Kontinents würde sich schottische Verhältnisse wünschen.

Wer gewinnt, steht zehn Tage vor der Abstimmung noch nicht fest. Viele sagen, wenige Stimmen könnten entscheiden. Was wir wissen: Nach der Wahl wird der Verlierer das Ergebnis akzeptieren und fair gratulieren. Das ist in der schottischen Politik nicht anders als beim Fußball.