Für die Freunde und Helfer von Feuerwehr und Polizei nahm dieser Einsatz unerwartete und bisweilen bizarre Züge an: Sie mussten Menschen aus ihren Wohnungen holen, um sie in Sicherheit zu bringen – doch die wollten vielfach nichts davon wissen und mussten oft sogar mit sanftem Druck hinauskomplimentiert werden. Dabei war Gefahr im Verzug – eine schwere Weltkriegsbombe drohte in Braunschweig-Rühme zu explodieren und musste von den Spezialisten des Kampfmittelräumdienstes entschärft werden. Stundenlang verzögerte sich das Herausschrauben des Zünders, denn renitente Bürger weigerten sich, ihre Wohnungen zu verlassen. Den Preis dafür zahlten Tausende, die länger im Stau standen, die länger im Not-Quartier ausharren mussten, die sich länger ängstigen mussten. Denn es gibt viele, vor allem ältere Menschen, bei denen kommen in solchen Situationen tatsächlich die Erinnerungen an das ganze Leid und die Katastrophe des Krieges zurück.

Die Verweigerung ist kein Einzelfall. Immer öfter wird heute darüber berichtet, dass Kräften von Polizei und auch von Feuerwehr im Einsatz nicht immer der notwendige Respekt zuteil wird. Wenn man dies einfordert, steckt dahinter freilich nicht der versteckte Wunsch nach Untertanengeist. Nein, es ist vielmehr eine Verweigerung von Solidarität, die hier bisweilen schmerzlich sichtbar wird, ein um sich greifender Individualismus, der immer weniger Rücksicht auf die Belange und Interessen der anderen nimmt. Denn darum geht es in Wirklichkeit: Die Beamten und Helfer tun ihren Dienst im Interesse der Öffentlichkeit, ja, und sogar im Interesse jener, die sich dieser Hilfe auf Kosten der eigenen Sicherheit verweigern und sie sogar blockieren. Deshalb ist Umdenken nötig und ein Schuss weniger Egoismus angesagt. Wenn solche Altlasten entschärft werden, wenn sich rund 400 Einsatzkräfte im Dienst für alle aufopfern, dann darf man verlangen, dass ein kleines Stückchen Unbequemlichkeit von den anderen auch einmal in Kauf genommen wird. Es gibt Situationen, in denen man Hilfe selbst bitter nötig hat. Bitte nicht vergessen.