Das war es mit der Debatte um Schwarz-Grün. Ein paar Tage lang waberte die Idee einer Koalition von Union und Grünen nach der Bundestagswahl durch die Republik. Sie beruhte auf dem Missverständnis, die neue Spitzenkandidatin Göring-Eckardt sei das Symbol einer bürgerlichen Neuausrichtung der Ökopartei. Irrtum. Gestern zum Start des Parteitags machte die Grünen-Spitze den Spekulationen ein Ende.

Die Kirchenfrau Göring-Eckardt, vom realpolitischen Flügel spät zur Kandidatur gedrängt, ist zwar attraktiv auch für bürgerliche Wähler. Mit dem linken Trittin ist sie deshalb die Idealbesetzung, weil das Spitzenduo eine große Spannbreite abdeckt. Nur hat diese Form der Wählerwerbung weder etwas mit dem Parteikurs noch mit Bündnispolitik zu tun. Tatsächlich sind die Grünen auf Bundesebene so links wie lange nicht: Ein Füllhorn neuer sozialer Wohltaten, finanziert durch happige Steuererhöhungen, die rot-grüne Reform-Agenda 2010 nur noch eine schlechte Erinnerung – das ist das programmatische Fundament für den Wahlkampf. Der Basis reicht das noch nicht: Auf dem Parteitag drängt sie auf noch stärkere Steuererhöhungen, um noch mehr Sozialleistungen auszuweiten.

Einer Regierung mit der SPD stünde dieser Kurs nicht entgegen, aber es ist kaum vorstellbar, dass so eine Koalition mit der Union zustande kommen kann; von anderen Knackpunkten wie der Energiewende oder Arbeitsmarktregulierung ganz abgesehen.

Die Parteibasis will Schwarz-Grün – noch – nicht, eine große Mehrheit der Grünen-Wähler auch nicht. Darum reagiert die Parteispitze so scharf, auch wenn einige Strategen insgeheim gern eine Machtoption neben Rot-Grün hätten. Aber schon die Debatte schadet, weil sie Wähler irritiert. Die Ökopartei hat 2013 nur eine Wahl: Alles auf die rot-grüne Karte zu setzen.

Der Parteitag folgt dieser Linie vollständig. Heute wird die bei der Urwahl gedemütigte Parteichefin Roth mit einem Superergebnis im Amt bestätigt – die Frontfrau der Linken steht klar und ausschließlich für Rot-Grün.