Meinung.

Unsere Gesellschaft behauptet von sich, der Gleichstellung von Mann und Frau verpflichtet zu sein. Wie weit abseits der Wirklichkeit dieser gute Vorsatz steht, zeigt sich nun auch beim Kampf, den die Frau des früheren Bundespräsidenten auszufechten hat.

Bettina Wulff sieht sich seit Jahr und Tag einer Unterstellung ausgesetzt, die, beträfe sie einen Mann, von außerordentlich mäßigem Interesse wäre. Bei einer Frau bildet sie den Nährboden für häufig scheinheilige, öfter zotige Einlassungen einer fast ausschließlich männlichen Autorenschar.

Die Männerphantasien, die Klaus Theweleit anhand der Freikorpsliteratur der Weimarer Republik beschrieb, scheinen lebendig: Wer sein Frauenbild in härtestem Schwarz-Weiß zwischen Heiliger und Hure verspannt, den mag auch die durchsichtigste üble Nachrede faszinieren.

Was und wer die Triebfedern waren, bleibt im Dunkeln. Gegner Christian Wulffs aus dem eigenen Lager? Wichtigtuer, denen die gut aussehende junge Frau zu selbstbewusst auftrat? Enttäuschte Weggefährten? Bettina Wulff hat das Treiben lange ignoriert, obwohl es spätestens seit der Affäre, die ihren Mann aus dem Amt brachte, ein Ausmaß annahm, das nur noch mit dem Wort Rufmord zu beschreiben ist.

Der nun gezeigte Mut Frau Wulffs verdient Respekt. Denn zur Logik dieser bizarren Kampagne gehört, dass jede Gegenwehr die Herde der Gerüchteköche heizt. Mancher sagt ihr nach, sie gehe gegen die Kolportagen vor, um durch öffentliches Aufsehen ihr Buch zu bewerben. Viel wichtiger scheint ihr Wille, sich nicht moralisch ausgrenzen zu lassen. Die nächste Welle angeblicher Neuigkeiten aus dem Hause Wulff umspült ja schon die medialen Gestade.

Ihr Kampf war bisher juristisch sehr erfolgreich. Ob das beim Gegner Google so bleibt? Das US-Unternehmen präsentiert sich stereotyp als Unschuld vom Lande, egal ob es mit dem geistigen Eigentum anderer Leute Geld macht, oder ob es einer Verleumdung Öffentlichkeit verschafft. Die Google-Empfehlung reflektiere ja nur das Interesse der Nutzer, sagt der Konzern und verschweigt, dass er mehr tut. Man gebe der Suchmaschine den Buchstaben „B“ ein, nicht mehr, und staune über das Ergebnis.