Berlin.

Zu „Der lange Weg zur neuen Regierung“ vom 2. Oktober:

Die Kanzlerin ist ein Phänomen. Frei nach Stephan Zweig: „Sie schlägt erst dann zu, wenn sich die Leidenschaft der anderen verbraucht hat. Und sie ist nur einer Partei treu: der Mehrheit.“

Ihre Charakterstärke ist, ihre Abneigung, sich vollkommen zu öffnen und an irgendjemand oder irgendetwas fest zu binden. Ihre Zurückhaltung und ihre Überzeu- gungslosigkeit zeigen die Wandlungsfähigkeit auf, sich schnell verändernden Situationen anzupassen. Die vormals mitregierende FDP hat es an Haupt und Gliedern erfahren. Merkels Fähigkeit besteht darin, geduldig abzuwarten, bis sich die anderen verbraucht haben oder eine Blöße geben, um dann unerbittlich ihre eigenen Vorstellungen durchzuset- zen. Sie versteht es, sich Vorstellungen der Gegenseite zu eigen zu machen und so zu formulieren, dass sie den Eindruck erweckt, Urheberin zu sein.

Diese Charaktereigenschaften sind den Verhandlungspartnern bekannt, weshalb ein Verhandlungsmarathon mit Vorsicht angegangen wird, was zwangsläufig auf einen langen Weg hinweist. Die großen unterschiedlichen Vorstellungen der vier Parteien sind es, die nur durch gut dotierte Posten zu überwinden sind – und auch werden. Die Interessen der Wähler spielen nur eine untergeordnete Rolle. Zukunftsvisionen sind dabei nicht zu erwarten.

Manfred Hartmann, Rhode

Gesundheitssystem ist zu kommerziell geprägt

Auch zu dem Thema:

Was kann die neue Regierung besser machen? Das deutsche, kommerziell ausgerichtete Gesundheitssystem verletzt die Menschenrechte. Die Bedürfnisse des kranken, alten, aber auch des gesunden Menschen werden nicht ausreichend berücksichtigt! Es muss dringend geändert werden und sollte überwiegend durch Steuern finanziert werden (ähnlich wie in Skandinavien).

Christa Sbriglione, Salzgitter