Hannover.

Zu „Grundschulen fehlen die Schulleiter“ vom 10. Oktober:

Lehrer als Insider wissen allzu genau, auf was sie sich da einlassen würden: Ich war 27 Jahre lang Schulleiter an kleinen Grundschulen. Die Besoldung ist abhängig von der Anzahl der Schüler, wobei bei unter 80 Schulkindern nur eine vernachlässigbare „Amtszulage“ gezahlt wird. Die Schülerzahlen bedingen aber nur wenig den Umfang der Arbeitsbelastung. Angesichts einer solch miesen Wertschätzung durch den Arbeitgeber (das Land) bleibt da einzig und allein die Liebe zu dieser Aufgabe. Solch ein Amt verlangt sensible Führungsqualitäten, denn ohne ein Team, das trotz erschwerter Bedingungen zur Zusammenarbeit bereit ist, geht es nicht. Bei der dann noch hohen Unterrichtsverpflichtung muss man zwangsläufig an kleinen Schulen „nebenbei“ auch ein vollwertiger Klassenlehrer sein. Außerdem geht es neben den dienstlichen Aufgaben tatsächlich kaum ohne ein Mindestmaß an handwerklichen Fähigkeiten. Auch die eigene Familie muss mitziehen. Denn angesichts der sehr eingeschränkten Möglichkeiten, Aufgaben zu delegieren, müssen oft viele administrative Aufgaben bis weit in den Nachmittag erledigt werden.

Die so wichtige Unterstützung durch den Schulträger ist vorher selten einzuschätzen. Sowohl an die belastende Arroganz und mangelhafte Pflichterfüllung des einen (Stadt Salzgitter) als auch an die verantwortungsvolle und vorbildliche Unterstützungsbereitschaft des anderen (Samtgemeinde Baddeckenstedt) habe ich erlebt. Nur die materielle und ideelle Anerkennung können also die Bereitschaft zur Übernahme eines solchen Amtes erhöhen.

Johannes Hübner, Salzgitter