Braunschweig.

Zu den Plakaten zu Bundestagswahl:

Wenn Wahlkampf tobt, dann wird verbal mit harten Bandagen gekämpft. Grundsätzlich ist dies im demokratischen Wettbewerb der Parteien nicht zu beanstanden, denn schließlich geht es um die zukünftige Politik des Landes und den Kurs einer neuen Regierung. Ideen auf den Punkt zu bringen ist eine Kunst. Zu beanstanden sind derzeit allerdings die dümmlichen Sprüche, die allenthalben auf den überdimensionalen Plakatwänden in unserer Stadt prangen und halbwegs intelligente Bürger zum Kopfschütteln veranlassen. So wirbt die CDU für „ein Deutschland, in dem man gut und gerne leben kann“ (als sähen viele das nicht anders und wanderten jährlich nicht Hunderttausende aus Deutschland aus). So trompetet die SPD, es sei „Zeit für Gerechtigkeit“ (als ob für Regierungen früherer Zeiten der Gerechtigkeitsbegriff ein Buch mit sieben Siegeln gewesen wäre). So meint die FDP behaupten zu können: „Die Digitalisierung ändert alles“, und fragt: „Wann ändert sich die Politik“? (als gebe es keine Lebensbereiche, in denen die Digitalisierung überhaupt nichts ändert). So erinnert uns die Partei Die Linke daran, dass „jedes Kind in unserer Republik gleichviel wert ist“ (als könne man Eltern und Erziehern damit etwas überraschend Neues über Kinder mitteilen). So wird von den Grünen gedroht: „Entweder Schluss mit Kohle oder Schluss mit Klima“ (als ob es kein Klima mehr gäbe, würden wir weiterhin Kohle fördern). Und so verbreiten Die Piraten die revolutionäre Soziallehre „Teilen ist das neue Haben“ (als ob wir es nicht mit unserer kapitalistischen Gesellschaft, sondern mit dem Urchristentum zu tun hätten).

Welche Überzeugungskraft haben solche Parolen, darf man fragen. Wie steht es mit der inneren Logik der aufgestellten Behauptungen? Und was sollen wir von den rhetorischen Talenten der Autoren solcher Slogans halten? Es lohnt sich, über solche Fragen nachzudenken.

Prof. Dr. Hartmut Heuermann, Braunschweig

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