Braunschweig.

Die folgenden Leserbriefe beziehen sich auf „Schmerzambulanz musste schließen“ vom 24. Juni:

Selbst nach zweimaligem Lesen dieses Artikels habe ich meine Fassung noch nicht wiedergefunden. Mir geht es wie den beiden angeführten Patientinnen, die nicht begreifen können, dass in einem großen Gebiet wie Braunschweig die einzige Möglichkeit, gezielt gegen jahrelange Schmerzen Hilfe zu finden, einfach per „Dekret“ abgeschaltet wird.

Nach einer Odyssee durch mehrere Arztpraxen und Radiologien sowie fünf Klinikaufenthalten mit anschließender Querschnittslähmung verwies man mich an Schmerzpraxen, die mir nicht nachhaltig helfen konnten. Meine letzte Hoffnung, dass man nun in der Schmerzambulanz in Braunschweig die Ursache für meine Schmerzen finden könnte, sind durch den Artikel zerstört worden.

Was ist das für eine Philosophie in einem reichen Land wie Deutschland, die ihre Bürger im Regen stehen lässt, wenn die veranschlagten Kosten für ihre spezielle Krankheit keine finanzielle Deckung ergeben, wie zum Beispiel ein Blinddarm oder Beinbruch? Liegt es vielleicht daran, dass kranke Bürger keine ausreichend starke Lobby besitzen, um die Politiker an ihre Pflichten gegenüber ihren Wählern zu erinnern? Die Regierungen werfen mit Milliarden um sich für Dinge, die „im Lichte stehen“, aber „die im Dunkeln sieht man nicht“ (frei nach Bert Brecht).

Gisela Stantien-Dorsch, Wolfenbüttel

Entscheidung sollte aufgehoben werden

Ich war bis heute selbst Patient bei der dortigen hervorragenden Ärztin inklusive der psychologischen Betreuung.

Die Ärztin war die Einzige, die mir in meinem speziellen Fall Hilfe angeboten hatte. Sonst hatte ich keinen Arzt in dieser Umgebung gefunden. Als nächste kommen nun eventuell Kliniken in Göttingen oder Münster infrage.

Da stellt sich mir nun die Frage: Wie wollen die wenigen ansässigen Schmerztherapeuten es schaffen, diese Lücke zu schließen?

Ich kann nur an die Kassenärztliche Vereinigung appellieren, die Entscheidung schnell wieder rückgängig zu machen.

Bernd Heller, Salzgitter

Wie in den USA: Profit geht vor Patientenwohl

Die Schließung der Schmerzambulanz zeugt von hoher Arroganz! Jeder, der mit ständigen

Schmerzen zu einem Arzt gehen muss, weiß um die Problematik „Zeitmangel“. Die niedergelassenen Schmerztherapeuten haben ja auch die erforderliche Zeit nicht, sich umfassend mit dem Patienten zu beschäftigen. Dann auf die Ambulanz am Herzogin Elisabeth Hospital zu verweisen, die praktisch nur Selbstzahler behandelt, ist höchst arrogant. Wer arm oder „nur“ Kassenpatient ist, darf ruhig Schmerzen aushalten. Das sind Züge des amerikanischen Gesundheitswesens: Profit geht vor Patient.

Volker Fritz, Wolfenbüttel

Ergänzung zum Artikel „Schmerzambulanz musste schließen“ vom 24. Juni:

Dr. Thorsten Kleinschmidt, Kassenärztliche Vereinigung, weist darauf hin, dass die Ermächtigung der in der ambulanten Schmerztherapie tätigen Ärztin deswegen nicht verlängert wurde, weil der Zulassungsausschuss im ambulanten Bereich eine Sonderbedarfszulassung „spezielle Schmerztherapie“ genehmigt hat, das heißt, das ambulante Angebot an Schmerzpatienten erweitert hat. Diese Erweiterung decke genau die Fallzahlen ab, die vorher in der sogenannten Schmerzambulanz im Klinikum versorgt wurden. Die Versorgung hab sich also keinesfalls verschlechtert, so Kleinschmidt.