Berlin.

Zu „Trauer um Helmut Kohl“ vom 17. Juni:

Die Tragik des Helmut Kohl war, dass er von den Deutschen bis zum Lebensende nicht an seiner Lebensleistung, sondern an seinen Fehlern gemessen wurde. In Verbindung mit Kohl wird immer schnell von dieser lächerlichen Spendenaffäre gesprochen, aber seine Lebensleistung ignoriert.

Anders als Helmut Schmidt vermochte Kohl es nicht, nach der Kanzlerschaft die Herzen seiner Landsleute zu gewinnen, obwohl er sich um sein Land verdient gemacht hat.

Derzeit gibt es viele politisch Kurzsichtige, die sich selbst zu Europa-Kritikern und -Zweiflern ernennen. Von ihnen braucht man wohl keine Würdigung Kohls erwarten. Die Vernünftigen und Anständigen sollten ihn aber in wohlwollender Erinnerung behalten.

Marc Röthig, Königslutter

Kohl war kein Kämpfer für die deutsche Einheit

Ebenfalls dazu:

Sprach man vor 17 Jahren über Helmut Kohl noch „vom Kanzler, in dessen Amtszeit die Wiedergewinnung der deutschen Einheit fällt“, so spricht man ihm heute zu, „Kanzler und Macher der Einheit zu sein“! Zu keiner Zeit kann Helmut Kohl ein leidenschaftlicher Einsatz für die Aufhebung der Teilung Deutschlands nachgesagt werden. Wie Konrad Adenauer, hatte auch Kohl sich längst mit dem kleinen katholischen „Rheinstaat“ zufriedengegeben. Doch die Marodität der DDR und der Sowjetunion machten sie, erfreulicherweise, zunichte.

Von ganz anderer Qualität sind die großen staatspolitischen Bedenklichkeiten in der Amtszeit Kohls: Vorbereitung und Einführung der EU und des Euros mit den gerade dadurch Europa wieder spaltenden Problemen waren voreilig. Handelsbeziehungen der europäischen Staaten gab es immer – vor, während und wohl auch nach einer gescheiterten EU.

Kein Zweifel: In den Geschichtsbüchern wird Helmut Kohl auf einem Sockel stehen. Über die Höhe werden abgeklärte Europäer entscheiden. Deutschland wird sich so lange nicht verändern, wie seine Wirtschaftskraft erhalten bleibt.

Bodo Wallasch, Wolfenbüttel

Kohls Tod war wichtiger als Mai-Bilanz von VW

Zur Gestaltung der Titelseite am 17. Juni:

Unter Titelseite verstehe ich eine Schlagzeile, meist bestehend aus Schrift und Foto. Das herausragende Ereignis am 17. Juni war der Tod von Helmut Kohl. Das war auch auf der Titelseite zu sehen, aber relativ klein. Daneben, mit deutlich größerer Schrift, die Nachricht vom Gewinnsprung bei Volkswagen im Mai.

Man vergleiche: auf der einen Seite der Tod des langjährigen Bundeskanzlers, andererseits die Nachricht über die Finanzsituation eines Unternehmens über einen Monat.

Zur Klarstellung muss ich sagen, gewählt habe ich Kohl nie.

Hermann Goldkamp, Braunschweig