Braunschweig.

Zu „Hesselbach: ’Es war ‘ne geile Zeit‘“ vom 22. April:

Nun hat es auch die akademische Elite erwischt: Der aus dem Amt geschiedene TU-Präsident Prof. Jürgen Hesselbach hat sich mit dem wortsemantischen Virus „geil“ infiziert. Dieses Adjektiv, ehedem ein Tabu-Wort mit der Bedeutung von lüstern, lasziv, sexuell erregt (oder – erregend), hat unter dem Einfluss der Jugendsprache seine Bedeutung radikal zu super, gut, hervorragend geändert. Titulierungen wie „geiler Bock“, vormals typische Äußerungen der Missbilligung, können sich nun einer Wendung ins Positive erfreuen. Die Sprachgeschichte kennt zwar seit jeher das Phänomen des Bedeutungswandels sowohl als Bedeutungserweiterung wie auch als -verschlechterung oder -verbesserung, aber bei einem Intellektuellen wie Hesselbach fragt man sich schon: Hat er sich vollkommen unreflektiert dieses Wortes bedient, ohne zu ahnen, dass es Leser gibt, die darüber stolpern, oder hat er sich bei der jungen Generation anbiedern wollen, um zu zeigen, wie „hip“ er doch ist? Zählt „geil“ in seiner neuen Bedeutung wirklich zu den Verbesserungen?

Hartmut Heuermann, Braunschweig