Ankara.

Beide Leserbriefe beziehen sich auf „Umstrittener Sieg für Erdogan“ vom 18. April:

Nun haben wir das Ergebnis, das keiner so wollte, auf das aber unsere Kanzlerin mit ihrer CDU jahrelang hingearbeitet hat. Anstatt einer demokratiefreundlichen Türkei, die vor einigen Jahren auf dem besten Wege war, zu einem europäischem Staat zu werden, haben wir nun eine Ein-Mann-Diktatur, die in Europa nichts mehr zu suchen hat. Über kurz oder lang wird das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei beendet werden, und wir werden das ausbaden müssen, was uns uneinsichtige, ängstliche und stockkonservative Politiker eingebrockt haben. Eine Einbindung der Türkei innerhalb Europas hätte für alle Seiten große Vorteile mit sich gebracht. Nun werden wir mit dem Scherbenteppich leben müssen. Ich trauere um die freiheitlichdemokratisch denkenden Türken; sie werden in den Gefängnissen unsere Fehler bezahlen müssen.

Guy Pietron, Braunschweig

Stil Erdogans hat in der Politik nichts zu suchen

Und wieder einmal waren es wohl die türkischen Stimmen aus Europa und Deutschland, die Erdogan zum „Sieg“ verholfen haben. Türken und Türkinnen, die weit weg vom realen Leben in der Türkei in Freiheit und Demokratie der westlichen Welt leben.

Mit der Kuschelpolitik gegenüber der Türkei sollte Bundeskanzlerin Merkel jetzt sofort aufhören, die Samthandschuhe ausziehen und gegen harte Bandagen austauschen. Denn es müsste auch Frau Merkel klar werden, dass sich das Blatt gewendet hat und viele Erdogan-Wähler sich dem von Erdogan eingeführten Recht unterwerfen und dem deutschen (europäischen) Recht den Rücken kehren, dieses nicht anerkennen werden, weil sie türkische Staatsbürger sind. Die Türken, die in Deutschland (Europa) Fuß gefasst, sich angepasst haben, werden es schwer haben, denn diese sitzen zwischen den Stühlen, müssen sich entscheiden, auf welcher Seite sie stehen. Und das wird zu Konflikten führen, die nicht unbedingt friedlich verlaufen werden.

Deutschland und Europa müssen jetzt zeigen, dass Europa eine Einheit, Gemeinschaft ist. Frau Merkel wäre gut beraten, wenn sie die Anzeige des Cremlinger Tischlers gegen Erdogan aufnehmen und diese am europäischen Gerichtshof vertreten würde. Erdogan muss klar gemacht werden, dass er nicht machen kann, was er will, dass seine Anfeindungen, Lügen und Beleidigungen in der Politik nichts zu suchen haben.

Lothar Sommer, Braunschweig