Appen.

Zu „Weltreise mit Kind“ vom 27. März:

„Jeder soll nach seiner Fasson selig werden.“– Aber ob mehrere Jahre lang 24 Stunden täglich gemeinsam auf einem Segelboot für eine kleine junge Familie das Seligmachende sind, möchte ich stark anzweifeln. Für den Sohn würden sie es machen, der den Vater sonst kaum sähe – ja, warum dann nicht im Job eine Umstrukturierung versuchen? In leitender Position sollten da doch flexible Modelle möglich sein. Ein Kind braucht Kinder, sich auseinandersetzen mit Anderen, Freundschaften aufbauen und behalten können, Toben auf der Straße, Routinen, Struktur, auch Einflüsse von außen, die nicht von den Eltern geplant und gefiltert sind („Wir freuen uns, dass wir bestimmen können, was Henry lernt und welche Werte er mitbekommt“). Und ob es einer Beziehung guttut, ununterbrochen auf kleinem Raum zusammen zu sein?! Und können Beide hier wieder einsteigen in ihre Berufe, wenn das Geld aufgebraucht oder die Seekrankheit nicht mehr erträglich ist?

Apropos: Nicht nur als Ärztin, auch als Mutter wäre ich keinesfalls beruhigt, eine Heilpraktikerin an Bord zu haben – sie wird mit dieser Ausbildung weder eine Blinddarmoperation durchführen noch seltene bedrohliche Tropenkrankheiten sicher diagnostizieren und behandeln können. Und das Nähzeug in der Bordapotheke nützt auch nur, wenn jemand an Bord Wunden nähen kann. Dann man „Daumendrück“ für ein Weihnachtsfest unter Palmen; mein Traum wird das nie!

Sabine Schmitt, Sickte