Berlin.

Zu „Wir müssen die Agenda 2010 weiterentwickeln“ vom 22. März:

Dass Martin Schulz an der Agenda 2010 Hand anlegen möchte, ist brandgefährlich. Die derzeitige Popularität von Schulz hat ganz viel mit Personenkult zu tun. Hoffentlich will er jetzt nicht ein „revolutionäres“ Programm entwerfen, indem er die Agenda 2010 zerlegt. Diese Reformen waren ja nie schön oder romantisch. Aber sie waren vernünftig. Wir stehen heute besser da denn je. Wer das anzweifelt, hat eine Tendenz zum Jammern auf hohem Niveau. Diese ganzen Agenda 2010-Kritiker haben ja nie gesagt, warum es richtig sein sollte, die Sozialsysteme gegen die Wand fahren zu lassen.

Wie so oft kann hier ein Blick über den Tellerrand helfen: Spanien, Frankreich und andere EU-Partner haben sich diesen Reformen bislang verweigert, obwohl auch sie eine tiefgreifende Therapie bräuchten. Man betrachte dort nur die hohe Jugendarbeitslosigkeit. Und wenn man dann wieder Deutschland betrachtet, will man ernsthaft behaupten, hier sei alles schiefgelaufen? Im Gegenteil, eine Agenda 2030 muss her, anstatt wehleidig in den Rückspiegel zu schauen.

Marc Röthig, Königslutter

Martin Schulz redet sehr widersprüchlich

Zu „Martin Schulz mit 100 Prozent zum SPD-Chef gewählt“ vom 20. März:

Wenn eine Partei wie die SPD einen Kanzlerkandidaten mit 100 Prozent wählt, dann muss man sich Gedanken machen! Hat Martin Schulz seiner Partei so den Kopf verdreht, dass sie nicht mehr sehen kann (oder will), wie viele Widersprüche in seinen Reden mitschwingen?

Jahrelang hat er Schröder wegen seiner Agenda 2010 über den grünen Klee gelobt – jetzt ist sie auf einmal ein Fehler gewesen; Deutschland sei ein Vorbild für viele Länder – jetzt redet er unser Land runter; usw. usw.

Die SPD ist in eine Position der Fakten-Verdrängung geraten, um ihr Jubelbild eines Kanzlerkandidaten nicht zu beschädigen!

Nur, das Augenzumachen lässt nicht die Realitäten verschwinden, und spätestens bei direkten Konfrontationen mit dem politischen Gegner muss Schulz reinen Wein einschenken.

Er begibt sich auf eine Gratwanderung zwischen seiner persönlichen Sichtweise und der tatsächlichen Lage Deutschlands. Das ist ein gefährlicher Weg, denn er setzt damit seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel!

Jochen Eckolt, Braunschweig

Die Erwartungen wird Schulz nicht erfüllen

Ebenfalls dazu:

Ob eine Werbeagentur einen Auftrag für Waschmittelreklame entwirft oder den Text für eine Parteitagsrede formuliert, an den realen sozialökonomischen Verhältnissen verändert sich dadurch nichts.

Wenn Martin Schulz die „soziale Gerechtigkeit“ in seiner gebeutelten Partei thematisiert, kann das nicht ohne „Umverteilung von oben nach unten“ realisiert werden. Sind die SPD-Spitze und ihr selbst ernannter Arbeiterfürst aus Würselen fähig, willens und in der Lage, dieses Kernthema auch ernsthaft umzusetzen?

Hans-Ulrich Klose, Kurt Beck, Rudolf Scharping oder Sigmar Gabriel, sie alle sind als Hoffnungsträger gestartet und als Bettvorleger gescheitert!

Mit Schulz wurde wieder ein neuer Parteivorsitzender in den Ring geworfen, welcher die unzähligen Glaubwürdigkeitsdefizite der SPD vor sich herschieben wird, ohne die an ihn gestellten Erwartungen zu erfüllen.

Klaus Kunz, Rühen

SPD-Kandidat ist ein Kaiser ohne Kleider

Auch zur Wahl von Martin Schulz:

Wie tief muss eine Partei gesunken sein, dass sie, ohne sein Programm zu kennen, Martin Schulz einfach mal so als Hoffnungsträger wählt! Wie aber buchstabiert Herr Schulz sein Programm, die Hoffnung der SPD? Bis zum Sommer jedenfalls stehen SPD und Schulz ohne Kleider da. Nicht nur die Kinder werden merken, dass er ein „Kaiser“ ohne Kleider ist.

Klaus Albert Höller, Braunschweig

Schulz’ Programm kostet sehr viel Geld

Auch dazu:

Herr Schulz hat eine kämpferische Bewerbungsrede gehalten und den Delegierten mehr Lohngerechtigkeit, gebührenfreie Bildung von der Kita bis zur Uni, aber auch hartes Vorgehen gegen Kriminalität versprochen. Dafür benötigt er viel Geld und mehr Personal bei der Justiz und Polizei. Das Wahlprogramm soll im Juni beschlossen werden. Ich hoffe, die Wähler haben vor dem Wahltermin noch Einblick in das neue Wahlprogramm. Herr Schröder war schon die Marionette der Wirtschaft, und seine Agenda 2010 muss nachgebessert, hoffentlich nicht verschlechtert werden. Der Wehretat soll auf 2 Prozent des BIP steigen, so will es Herr Trump. Trotz der prekären Situation auch in Europa hoffe ich auf einen fairen Wahlkampf und einen guten Wahlausgang.

Eckart Sander, Salzgitter