Berlin.

Alle Leserbriefe beziehen sich auf die Berichterstattung über den SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz, Leserbriefe dazu und seine bisherigen programmatischen Äußerungen:

Endlich fasst einmal jemand das Thema Agenda 2010 an. Das ist mehr als überfällig. Wie Schulz schon anführt, es kann nicht sein, dass ein Arbeitnehmer, der zum Beispiel 36 Jahre gearbeitet hat und unverschuldet arbeitslos wird, bereits nach einem Jahr in das soziale Abseits gerät, sein Haus verkaufen muss, seine Ersparnisse aufbrauchen muss. Das ist eine soziale Ungerechtigkeit. Man wird nicht schneller einen neuen Arbeitsplatz finden mit über 50, nur weil man Arbeitslosengeld II bekommt. Ich denke eher im Gegenteil. Die Gesetze sind doch für das Volk gemacht. Aber es ist schon klar, dass die Arbeitgeber das nicht als positiv empfinden. Wie soll der einfache normal arbeitende Mensch zum Beispiel die hohen Managergehälter und Abfindungen verstehen? Und der „kleine Mann“ kann sich kaum noch einen Museumsbesuch leisten. Lieber Herr Schulz – weiter so!

Barbara Heinz, Salzgitter

Schulz will eine Politik zulasten der Jungen

Martin Schulz sollte den Mund nicht so voll nehmen. Seine Versprechungen, die er jetzt im Wahlkampf als soziale Neuordnung in den Ring wirft, sind nichts anderes als eine Anleihe auf die nächste Generation. Jemand, der bei seiner Tätigkeit in Brüssel für Eurobonds geworben hat, ist nicht sonderlich gut geeignet, mit dem Geld anderer Leute umzugehen. Die Schulden der Länder Südeuropas, Griechenland Italien, um nur zwei zu nennen, die seit ewigen Zeiten über ihre Verhältnisse gelebt haben, nun mit Hilfe der finanzstärkeren Ländern auszugleichen, bedeutet nichts anderes als Eurobonds.

Es ist noch nie jemandem gelungen guten Wein mit Wasser zu mischen und trotzdem die Qualität des Weines zu erhalten. Man kann nur hoffen, dass bei der nächsten Bundestagswahl die Wähler ihren Kopf benutzen und nicht dem Schaumschläger Martin Schulz auf den Leim gehen.

Adolphe Braun, Braunschweig

Nun kommen wieder die neoliberalen Prediger

Ich bin seit einigen Jahren kein SPD-Anhänger mehr. Nach der Ära Schröder bin ich skeptisch angesichts der Aussagen von Martin Schulz. Aber das kann ja werden. Was mich immens stört, ist, dass nun wieder alle neoliberalen Prediger aus den Ecken kommen, die seit Jahren die Umverteilung zulasten der Mittel- und Unterschicht betreiben und den Sozialstaat privaten Profitmachern servieren wollen, während sich die „Oberen“ die Taschen vollstecken. In einem der reichsten Länder der Erde ist es beschämend, wie immer mehr Menschen abgehängt werden. Wenn eine linke Regierung dies korrigieren möchte, hat sie meine volle Unterstützung. Sympathien dafür zu gewinnen, dass Wolfgang Schäuble den Kanzlerkandidaten mit Herrn Trump vergleicht, dem Demokratie und Gewaltenteilung fremd zu sein scheinen, ist schon sehr fantasievoll. Herr Schäuble ist nicht nur wegen dieses Vergleichs nicht tragbar. Öffentliche Haushalte kann man nicht wie eine schwäbische Hausfrau führen. Sein Abtritt ist überfällig.

Olaf Ueberheide, Hohenhameln

Der „Wahlkrampf“ hat bereits begonnen

Man brauchte nicht lange warten, bis es losging, Dreck zu sammeln gegen den Kanzlerkandidaten der SPD. Wenn man auch noch nichts Genaues weiß, aber erst mal drauf auf ihn. Vielleicht kann man den Bären töten, bevor er noch gefährlicher wird! Der „Wahlkrampf“ hat begonnen!

Günter Schuppan, Braunschweig

Aufklären, nicht mit Schlamm werfen

„Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“, schrieb Bertolt Brecht bereits 1928 in der „Dreigroschenoper“. Zum Kanzlerkandidaten und Sprachrohr des kleinen Mannes und zu vielen anderen Äußerungen zur gesellschaftlichen Neuordnung passen die Machenschaften des Wahlkampfmanagers von Martin Schulz, Markus Engels, nicht. Ich hoffe auf eine saubere Aufklärung in der Sache und keine Schlammschlacht.

Helmut Magiera, Salzgitter

Soziale Ungleichheit erzeugt Dynamik

Da steht er nun cool, locker und anbiedernd unrasiert, macht auf Messias und hält seine Reden zu seinen sozialdemokratischen Jüngern. Und er prangert die sozialen Ungerechtigkeiten an, die es, wie er sehr wohl weiß, seit der Existenz der Menschen auf unserem Planeten gibt und auch uneingeschränkt weiter geben wird, solange Menschen existieren. Wenn er redlich wäre, dann müsste ihn doch eine gewisse Peinlichkeit packen, wenn er an den millionenfach gehörten, langweiligen Satz der sozialen Gerechtigkeit dächte. Weiß er doch, dass soziale Gerechtigkeit faule Statik brächte, soziale Ungleichheit dagegen Dynamik. Und der eher philosophische Begriff „Gerechtigkeit“ ist interpretierbar ohne Ende.

Wer schon in der Familie, in der Schule und Ausbildung fleißig, clever und rücksichtslos ist, der kann es sicher auch bis zum Bundeskanzler bringen. Also auch einer seiner ihn verzückt anhimmelnden Jünger.

Guido Wolf, Gifhorn