Hannover.

Zu „35 Grundschulen in unserer Region ohne Chef“ vom 24. Februar:

Bravo, Frau Heiligenstadt! Mit dieser Reaktion auf die verheerenden Bedingungen für die Schulleitung gerade auch an kleineren Schulen erteilen Sie bereits im Amt befindlichen Schulleitern schon mal eine Ohrfeige! Aber Sie erreichen damit wenigstens, dass nur Lehrkräfte mit überdurchschnittlichem Idealismus bereit sind, sich für die Leitung einer Grundschule zu interessieren. Gerade die Leitung einer für Kinder so wertvollen, wohnortnahen kleinen Schule im ländlichen Umfeld setzt die Bereitschaft voraus, auch Privatleben und Familie hintanzustellen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass da an vielen Fronten zu kämpfen ist, um auch gleiche Qualitätsstandards zu halten wie an größeren Einrichtungen. Dazu gehören nicht nur die „Pflege“ eines engagierten Kollegiums und einer ebenso engagierten Elternschaft. Auch die materielle Ausstattung durch mehr oder weniger unterstützende Schulträger setzt oft Einsatz ohne Rücksicht auf Tageszeiten voraus. Wirklich sehr überraschend, dass mangelhafte Wertschätzung mit abgedroschenen Worthülsen diesen Beruf so unattraktiv macht! Aber vielleicht sind Sie ja doch noch lernfähig.

Johannes Hübner, Salzgitter

Grundschullehrer ohne Ermäßigungsstunden

Ebenfalls dazu:

Für mich ist es nicht verwunderlich, dass gerade an kleinen Grundschulen Schulleitungen und Lehrkräfte gesucht werden. Nachdem ich 30 Jahre an einer Grundschule als Schulleiter gearbeitet habe, kenne ich die Arbeitsbedingungen. Die Aufgaben in der Leitung kleiner Grundschulen haben den gleichen inhaltlichen Umfang wie große Schulsysteme, die Reduzierung der Unterrichtsstunden für die Leitungsarbeit ist gering und die Bezahlung schlecht. Und die Lehrkräfte? Im Gegensatz zu anderen Schulformen bekommen die Lehrer aller Grundschulen keine Ermäßigungsstunden für die Leitung einer Fachkonferenz, für die Organisation von Feiern, für die Pflege der Lehrmittel oder Gespräche mit Förderlehrkräften (die bekommen die Gespräche als Arbeitszeit anerkannt). Für all diese Aufgaben bekommen die Lehrkräfte einer Grundschule pro Klasse eine Ermäßigung mit dem Faktor 0,4, bei acht Klassen also 3,2, damit 3 Stunden. Und nach der unvorbereiteten und schlecht organisierten Einführung der Inklusion unterrichten die geplagten Lehrkräfte außer dem gesamten Begabungsspektrum nun auch noch behinderte Kinder, die vorher von speziell ausgebildeten Förderlehrkräften unterrichtet wurden. Darauf hätte ich heute auch keinen Bock mehr.

Wolfram Buchwald, Gifhorn