Berlin.

Zu „Björn Höcke soll aus der AfD fliegen“ vom 14. Februar:

Ganzseitige Berichterstattung, große Überschrift: „Björn Höcke soll aus der AfD fliegen“. Zum Schluss des Hauptartikels steht dann klein, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass er tatsächlich ausgeschlossen wird.

Ist es nicht wahrscheinlich, dass es sich hier wieder um ein geschickt inszeniertes Rollenspiel – sprich Wahlkampfstrategie – handelt, um so wohl die Wähler zu halten, die nicht dem rechten Rand zuzuordnen sind? Sollte es dann mit dem Ausschluss „leider“ doch nicht „klappen“, kann immer darauf verwiesen werden, dass sie es versucht haben. Und der rechte Rand behält auch weiterhin seine „Heimat“. Das läuft doch nicht zum ersten Mal so.

Die umfangreiche mediale Aufmerksamkeit bekommt die Partei in jedem Fall geliefert – und zwar „beide Fraktionen“ der Partei – und Fotos von Höcke.

Eleonore Bischoff, Wolfenbüttel

Erinnerungskultur deutlich begründen

Ebenfalls dazu:

Hitlers Regierungszeit von 1933 bis 1945 mit Weltkrieg und Völkermord wird immer Bestandteil der Geschichtsschreibung sein, dazu bedarf es keiner Erinnerungskultur oder gesetzlich vorgeschriebener Geschichtsdeutung.

Und wie jeder Mensch das natürliche Bedürfnis hat, eine makellose (Familien)-Nationalgeschichte zu haben, so wird dies für uns Deutsche auf viele Generationen hin bei noch soviel 180 Grad Wendungen der Betrachtung kaum möglich sein.

Hier sollten Höckes Äußerungen, die ja hinter vorgehaltener Hand auf viel Zustimmung treffen,

Anlass sein, die jetzige Erinnerungskultur, das Re-Emotionalisieren als Form des „Schuldweckens“, deutlich zu begründen. So, wie es jetzt abläuft, fördert es nur Antisemitismus, Misstrauen unseren kulturellen Eliten gegenüber und AfD-Zulauf. Vielleicht sollte man noch einmal den des Populismus unverdächtigen Martin Walser neu interpretieren.

Wolfgang Reding, Braunschweig

Die AfD braucht ein wiederkehrendes Thema

Auch zu Höcke:

Es scheint in der Tat so, dass sich die AfD momentan selber im Weg steht. Aber die AfD braucht Höcke, um auch die Wähler am rechten Rand zu mobilisieren. Daher glaube ich nicht, dass Herr Höcke aus der Partei geworfen wird, denn er hat einige Unterstützer (Gauland, Meuthen, Hampel). Nur von der Frau von Storch habe ich nichts gehört, die hält sich geschickt im Hintergrund (ich zähle sie aber zum Höcke-Lager).

Die AfD hatte ja schon einmal eine Zerreißprobe überstanden. Nach der Trennung vom Partei-Gründer Bernd Lucke war die AfD nur noch bei drei Prozent. Und dann kam ja die unsägliche Flüchtlingspolitik der Kanzlerin der Partei zur Hilfe, die jetzt trotz alledem immer noch im zweistelligen Prozentbereich ist.

Die AfD muss sich einem Thema zuwenden, das wieder kommen wird, und zwar „Neue Millionenkredite für Griechenland“. Da muss auch Deutschland wieder seinen Beitrag zahlen (denn Griechenland hat bis heute unzureichend oder gar nicht die geforderten Reformen umgesetzt).

Björn Hammerer, Braunschweig

Machtkämpfe nähren Politikverdrossenheit

Zu demselben Thema:

Aus einer demokratischen Bewegung wurde eine Partei, und schon begann der typische Prozess der Selbstabschaffung durch Parteipolitiker, denen als „Volksvertreter“ nicht das Wohl des Volkes am Herzen liegt, sondern Machtstreben und Selbstverwirklichung. Dies gilt nicht erst seit AfD-Zeiten und auch nicht nur für diese Partei. Statt den von der CDU freigegebenen politischen Raum in der demokratischen „rechten Mitte“ zu nutzen, verstrickt man sich in parteiinternen Macht-und Flügelkämpfen, verliert Wähler und nährt einmal mehr die Politikverdrossenheit von Bürgern. Unglaubwürdig ist daher leider auch die ins Parteiprogramm geschriebene Forderung nach mehr direkter Demokratie abseits vom parteitypischen Machtgehabe.

H.-Peter Oppermann, Braunschweig