Wolfsburg.

Alle Leserbriefe beziehen sich auf die Zuschrift „Unehrliche Debatte über Gehälter“ vom 17. Februar:

In zwei Punkten muss ich Manfred Casper recht geben. Der eine ist: Manche Fußballprofis verdienen zu viel für die gezeigte Leistung. Der viel wichtigere Punkt, auch wenn er es nicht so gemeint hat, ist: „Wenn wir nicht aufpassen, haben wir Verhältnisse wie in der früheren DDR“. Auch dort gab es Privilegien (Wandlitz) für diejenigen, die in entscheidende Positionen gelangt waren. Auch dort hat man bis zum Untergang nicht recht wahrnehmen wollen, was im „eigenen Laden“ läuft.

Wir haben es hier doch mit systemübergreifenden Mechanismen menschlichen Wirkens und der entsprechend verzerrten Wahrnehmung derjenigen zu tun, die sich in abgehobenen Kreisen bewegen und sich bereits völlig von der gemeinen Bevölkerung entkoppelt haben. Selbst wenn man die Einkünfte von Herrn Winterkorn als gerechtfertigt ansieht, so erschließt sich nicht, weshalb er damit keine angemessene Miete für sein Luxusanwesen (siehe Ihr Bericht vom 14. Januar) bezahlen sollte. Menschen, die mit ihrem Mindestlohn knapp über der Armutsgrenze liegen, müssen sich dagegen auf Quadratmeterpreise von über 10 Euro einstellen und bekommen dafür noch nicht einmal ihren Gartenteich beheizt.

Vielleicht hat Herr Winterkorn auch davon nichts gewusst. Es sind jedoch Mitnahmeeffekte, die ab einer gewissen Position als selbstverständlich angesehen werden und in einem krassen Widerspruch zu der von Herrn Casper dargestellten Verantwortlichkeit stehen. Insgesamt halte ich dies für ungerecht und unwürdig.

Auch wenn VW für unsere Region wichtig ist und viel soziales und sportliches Engagement zeigt, hier schließt sich im Übrigen der Kreis bei den Gehältern der Fußballprofis zum Beispiel des VfL, ist insgesamt deutlich mehr Augenmaß bei den Verantwortlichen in Bezug auf die gewährten persönlichen Vorteile und Privilegien angesagt.

Michael Cramer, Vechelde

Ärzte und Lehrer hätten mehr Gehalt verdient

Teufel noch mal – da hat es Herr Casper den Sozialneidern aber ordentlich gegeben und gleichzeitig erklärt, warum die exorbitanten Gehälter der Manager, die sie ohne jeglichen Ansatz von Scham kassieren, sehr wohl gerechtfertigt sind. Ausgerechnet die frühere Ethik-Chefin von VW, Christine Hohmann-Dennhardt, geht da voran. Früher sah es so aus, dass Moral der Gegenstand der Ethik war; heute scheint es wohl das Geld zu sein, mit dem sich die Ethik befasst!

Die Verantwortung, die die Manager tragen, ist es laut Manfred Casper, mit denen ihre galaktischen Zuwendungen schöngeredet werden – ein sehr interessanter Aspekt, den es sich lohnt, an nur wenigen Beispielen weiter zu verfolgen. Nehmen wir die Ärzte, die sich um ihre Patienten kümmern und ihnen durch Operationen oder andere Maßnahmen das Leben erhalten. Deren Verantwortung ist nicht zu unterschätzen. Oder die Lehrer, die sich – ohne Spott und Häme – für unsere nächsten Generationen und somit für unser aller Zukunft einsetzen. Sollte man da nicht den Ärzten pro Jahr und Kopf – sagen wir mal – eine Million Euro zukommen lassen und den Lehrern (sind ja mehr) vielleicht noch eine halbe Million Euro Boni zahlen!?

Eyke Isensee, Wolfenbüttel