Davos.

Die folgenden Leserbriefe beziehen sich auf den Artikel „Reiche werden immer reicher“ vom 17. Januar:

Leider erwähnt der Artikel nicht, dass fast 100 Milliardäre versprechen, ihr halbes Vermögen zu spenden („The Giving Pledge“). Grüne und Linke glauben, dass Staaten den Reichen entzogene Mittel ethischer und moralischer einsetzen würden, als zum Beispiel Stiftungen das tun – ich bezweifle das. In Deutschland leisten übrigens 10 Prozent der Bürger über 50 Prozent des Steuer- aufkommens. Es ist nicht sinnvoll, über Neiddebatten sozialen Unfrieden zu stiften. Statt monetäre Vergleiche zu ziehen, taugen Erhebungen über Lebensstandard und -qualität, Gesundheit und Glück der breiten Bevölkerung eher als Grundlage der Politikberatung. Die in Deutschland stets steigende Lebenserwartung scheint mir hier beispielsweise ein guter Indikator zu sein.

Jan Kinsky, Braunschweig

Schuld ist die rücksichtslose Gier

Um eines vorweg zu nehmen, es ist gut, dass es erfolgreiche und auch sehr erfolgreiche Unternehmer gibt. Sie schaffen und erhalten in der Regel durch ihr Denken und Handeln Arbeitsplätze.

Nun stellt sich aber die Frage, warum wird die Schere zwischen Arm und Reich immer größer. Es ist die Gier, die rücksichtslose, unmoralische Gier der Reichen. So stellt sich zum Beispiel der Vorstand des VW-Konzerns tatsächlich die Frage, wie hoch ihre eigenen Bonuszahlungen doch ausfallen sollten – trotz nicht enden wollender Milliardenklagen wegen des Abgasskandals. Herr Winterkorn lässt sich trotz eines Einkommens von circa 16 Millionen Euro (2014) für seine 400 Quadratmeter-Villa einen Mietzuschuss von der Firma bezahlen.

Es gibt im Übrigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass reichere Leute ihre Gier in der Regel als positiv bewerten und das ihr unmoralisches Verhalten erklärt. So ist es auch zu erklären, dass Zulieferer, ob in der Auto- oder Lebensmittelindustrie, immer weiter unter Druck gesetzt werden, um noch günstiger liefern. Das zwingt diese wiederum dazu, noch preiswerter zu produzieren mit allen einhergehenden Konsequenzen.

Es ist wohl etwas dran am Spruch „Reichtum verdirbt den Charakter“. Wir alle, denen es gut geht, könnten etwas dagegen tun: „Leben und leben lassen“!

Peter Walz, Braunschweig