Wolfsburg.

Zu „Osterloh: US-Einigung ist für VW ein bedeutender Schritt“ vom 13. Januar:

Langsam hat man genug von der Aufarbeitung des VW-Skandals durch deutsche Justizbehörden (speziell die Staatsanwaltschaft Braunschweig) oder Behörden und den Kommentaren des VW-Betriebsratsvorsitzenden Osterloh, Fachleuten oder selbsternannten Fachleuten wie Schnellecke. Warum geht Osterloh nicht den Vorstand oder den Aufsichtsrat einmal frontal an, um die immer noch vorgetäuschte Ahnungslosigkeit oder Unschuld bei einigen Entscheidungsträgern anzuprangern? Warum greift Osterloh nicht den amtierenden Aufsichtsratschef Pötsch an, der im Jahr 2015 noch Finanzvorstand war und dem vorgeworfen wird, die Aktionäre nicht rechtzeitig über den Skandal informiert zu haben? Etwa deswegen, weil Osterloh, neben anderen Gewerkschaftern, ebenfalls im Kontrollgremium des Vorstands sitzt? Die inzwischen die Marke von 20 Milliarden übersteigenden Strafzahlungen markieren immer noch nicht das Ende des Skandals. Betroffen von der drohenden finanziellen Ausblutung des Konzerns sind ja nicht etwa Vorständler oder sonstige Spitzenmanager bei VW, sondern die Belegschaft. Der Personalabbau ist schon beschlossen, und Landesregierung und Gewerkschaften halten das mittlerweile für eine Selbstverständlichkeit. Wenn hier sechs VW-Manager inzwischen als die Hauptschuldigen identifiziert wurden und nur einer davon vor ein US-Gericht gestellt werden kann, weil Deutschland bei uns Beschuldigte nicht ausliefert, ist das schon wieder ein Skandal im Skandal. Nach bestehender Gesetzeslage mag das korrekt sein, aber für das Rechtsempfinden der Betroffenen ist das unerträglich. Warum tut sich die Staatsanwaltschaft Braunschweig so schwer mit den Ermittlungen, die sich endlos hinschleppen, weil niemand Druck macht? Hat hier die

Landesregierung wieder mal als VW-Miteigentümer die Finger im Spiel? Am Ende kommt es so, dass

VW wieder halbstaatlich werden muss, da sonst der Konzern vor der Zerschlagung stehen würde.

Porsche, Piëch und Co. würden dann leichten Herzens ihre Anteile verkaufen.

Klaus Reisdorf, Wolfsburg

Kulturwandel bei VW ist nicht zu spüren

Zum Leitartikel „Verbrannte Milliarden“ vom 13. Januar:

Andreas Schweiger hat es in seinem Leitartikel erkannt, was zu den dringendsten Aufgaben des Vorstandes bei Volkswagen gehört, nämlich zur Bewältigung von Betrug den Kampf gegen innere Feinde zu gewinnen.

Meine eigenen Erlebnisse mit dem Ideenmanagement bei Volkswagen zeigen, dass augenscheinlich einige Manager immer noch nicht begriffen haben, dass Regeln, Gesetze und Verträge strikt einzuhalten sind, um Schaden vom Unternehmen abzuwenden. Wer heute noch meint, die mahnenden Worte des neuen Vorstandsvorsitzenden Matthias Müller auf der Betriebsversammlung waren nur Worthülsen und seine Ansprache auf „Neudeutsch“ zum Thema Compliance- und Governance-Standards nur ein Lippenbekenntnis, der muss sich die Frage gefallen lassen, ob er noch der richtige Mann am richtigen Platz bei der Volkswagen AG ist. Von einem Kulturwandel verspüre ich mit meinen persönlichen Erfahrungen noch nichts. Im Gegenteil, grobe Regelverstöße durch Missachtung von Gesetzen und Außerkraftsetzen von Verträgen sollen scheinbar verschleiert und unter den Teppich gekehrt werden, wie es zu Beginn der Abgasaffäre auch der Fall gewesen zu sein scheint. Wenn der neue Vorstandsvorsitzende seinen Worten nicht auch Taten folgen lässt, wird die Glaubwürdigkeit des Autobauers nie seinen Siegeszug antreten können. Wenn es Herrn Müller nicht gelingt, dass das Handeln aller bei Volkswagen von Transparenz, Offenheit, Ehrlichkeit und Vertrauen bestimmt wird, werden seine Worte auf der Betriebsversammlung wirklich zu Worthülsen degradiert und seine Mahnung, Gesetze und Verträge strikt einzuhalten und Compliance- und Governance-Standards auch zu „leben“, nur ein Lippenbekenntnis bleiben.

Joachim Pusch, Wolfsburg

Dieselgegner haben keinen Realitätssinn

Zum Leserbrief „Die Dieselmotoren bringen uns um“ vom 9. Januar:

Die Überschrift suggeriert, dass ein Überleben nur ohne Dieselmotor möglich ist. Die Befürworter des „Dieselmotorverbots“ haben völlig aus den Augen verloren, welche Umwälzung diese Erfindung in der gesamten Wirtschaft ermöglichte und damit die Dampfmaschine (Steinkohlefeuerung) ablöste. Ohne den Dieselmotor fährt heute kaum ein Seeschiff, die Bauwirtschaft müsste auf Bagger, Planierraupen, Betonmischer usw. verzichten. Bahn und Bus, LKW und Notstromantriebe blieben stehen, die Versorgung (Aldi und Co.) und fast sämtliche Industriebetriebe müssten schließen.

Haben die Dieselgegner eine überzeugende Ersatzlösung vorzuschlagen? Welche Reichweite hat ein 40-Tonner mit E-Motor? Der Ottomotor kann nur als Teillösung im unteren Leistungsbereich in Betracht kommen. Wollen wir zurück zur Postkutsche? Ich wünsche mir mehr Realitätssinn bei den ideologisch Verblendeten.

Hans Richters, Wolfsburg

Auspuffgase werden zum Ersatzrisiko

Ebenfalls zu diesem Leserbrief:

Die Dieselabgase werden als das maximale Gesundheitsrisiko betrachtet. Werden Katastrophen-Szenarien hier unbedacht übernommen? Dank eines leistungsfähigen Sozialsystems in Deutsch- land sind die Risiken Armut und Krankheit weitgehend abgesichert. Also schafft man sich Ersatzrisiken, wozu sich Auspuffgase wegen des fahrlässigen Umgangs der Firma Volkswagen mit ihren Dieselmotoren zurzeit anbieten. Wie sieht die Sterbestatistik in den letzten Jahren aus? Gern profitiere ich von der allgemein höheren Lebenserwartung. Krebserkrankungen dominieren die Sterbefälle. Wo bleiben die erwarteten Abgas-Opfer?

Ernst Jürgen Köhler, Braunschweig

Wirtschaftlicher Erfolg ist VW zu verdanken

Zum Leserbrief „Die Betrugssoftware hat viele Jobs gerettet“ vom 12. Januar, der auf den Leserbrief „Die Dieselmotoren bringen uns um“ Bezug nahm:

Der Leserbrief war der beste Beitrag, den ich zum sogenannten VW-Dieselskandal gelesen habe. Dem ist nichts hinzuzufügen. Erwähnenswert ist jedoch die Tatsache, dass VW nach dem Zweiten Weltkrieg zum Wiederaufstieg zur zeitweise stärksten Wirtschaftsmacht weltweit erheblichen Anteil hat. Die Belegschaft, das Management sowie der Betriebsrat haben durch ihren unermüdlichen Einsatz dazu beigetragen. Die Steuern, die – natürlich gekrönt durch den Erfolg von VW – entrichtet wurden, haben unter anderem auch dazu beigetragen, dass die Verfechter einer wirtschaftlichen Demontage unter dem Deckmantel des Umweltschutzes studieren durften.

Man hat den Eindruck, dass diese „politische Couleur“ nur bis zum Tellerrand denkt und handelt. Die von den Bürokraten in Brüssel – gestützt von den Umweltaktivisten – gemachten Gesetze lassen jegliche technische Machbarkeit (Kostengünstig- und Wettbewerbsfähigkeit) außer Acht. Man hat den Eindruck, dass VW kaputt gemacht werden soll.

Sicherlich sind wir alle aufgerufen, unsere Umwelt sauberer zu machen. Das sind wir unseren Kindern und Enkeln schuldig – aber bitte mit Verstand und Logik fern aller Polemik und mit Blick auf die Realität einer technischen Machbarkeit.

Wolfgang Riedel, Gifhorn