Karlsruhe.

Zum Leserbrief „Teure populistische Ausstiegs-Entscheidung“ vom 8. Dezember:

Bewundernswert, wie sich das Allgemeinwissen über die Sicherheit deutscher Landen vor Tsunamis derzeit verbreitet. Mit dieser nun gesicherten Erkenntnis kann wohl letztlich auch jede weitere Maßnahme des Staates zum Festhalten am Atomausstieg infrage gestellt werden.

Die gedankliche Halbwertzeit des menschlichen Erinnerungsvermögens hat den Super-Gau von Tschernobyl im April 1986 mit seinen unvorstellbar weitreichenden katastrophalen Auswirkungen bis in die heutige Zeit vergessen gemacht. Diese Katastrophe war nicht durch Naturgewalten, sondern durch menschliches Versagen verursacht worden, und hat alle in Nord- und Mitteleuropa lebenden Menschen in Sorge um Gesundheit und Existenz gestürzt.

Damals schon hätte sich der Zeitpunkt zum Einhalt angeboten, aber der Sachzwang zum Fortschritt war stärker.

Dietrich Butowski, Isenbüttel

Der Fehler lag beim Ausstieg vom Ausstieg

Ebenfalls dazu:

Der Leser beklagt, dass wegen des seiner Ansicht nach aus „kurzsichtigen populistischen Gründen“ getroffenen Ausstiegsbeschlusses vom März 2011 nun erhebliche Schadensersatzforde- rungen auf unser Land zukommen könnten. Dabei wurde doch der entscheidende Fehler von der damaligen schwarz-gelben Bundesregierung bereits im Oktober 2010 gemacht, als sie ohne Not den Ausstiegsbeschluss der rot-grünen Vorgängerkoalition aus dem Jahre 2000 wieder gekippt hatte. Die Regierung unter Gerhard Schröder hatte sich damals mit den Energiekonzernen über einen Plan zum Ausstieg aus der Kernenergie verständigt. Wäre es dabei geblieben, hätte es für die Energieversorger keinerlei Möglichkeit einer Klage gegen den Staat gegeben. Es stimmt zwar, dass wir hierzulande keinen Tsunami zu erwarten haben, doch leider steigt bei alternden Kernkraftwerken die Wahrscheinlichkeit einer Katastrophe wegen Materialermüdung des Reaktorbehälters, und gewiss wünscht sich die große Mehrheit der Bürger unseres Landes eine Zukunft ohne Nutzung der Kernenergie.

Axel Bleckwedel, Braunschweig