Wolfsburg.

Alle Leserbriefe beziehen sich auf „Das schwere Erbe der Geschichte“ vom 25. Oktober:

Man liest es und traut seinen Augen nicht. Ein bekannter VW-Mitarbeiter, der mit seinen Berichten und der großen mit Hans Mommsen erarbeiteten VW-Geschichte im Dritten Reich viel für die objektive Darstellung dieses Themas getan hat, wird wegen eines Wissenschaftlerstreits zur Audi-Darstellung des gleichen Themas entlassen. Da scheint sich Audi als Nachfolger der damaligen Auto-Union nicht einig zu sein, denn in der Audi Geschichte „Rad der Zeit“ wird die Beschäftigung von Fremdarbeitern in der NS-Zeit ausgespart.

Es spricht nicht gerade für den jetzigen Direktor der Konzernkommunikation, man fühlt sich zurückversetzt in deutsche Vergangenheiten. Ich habe Achtung vor dem Wissenschaftler Dr. Grieger, der sich seine Meinungsfreiheit erhalten will und die Konsequenzen mit dem Arbeitsplatzverlust trägt. Man kann nur hoffen, dass die erfolgreiche Arbeit der „Historischen Kommunikation“ möglichst objektiv fortgeführt wird und Raum für notwendige öffentliche Diskussionen bleibt – und auch Audi zu einer glaubwürdigen Darstellung seiner Geschichte kommt.

Wolfgang Tangemann, Lehre

Nazi-Vergangenheit nur widerwillig bearbeitet

Die Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit in Deutschland ist insgesamt extrem schwierig und geschieht halbherzig, um nicht zu sagen widerwillig (nicht nur bei VW), weil die Bevölkerung nicht dahinter steht. Leute wie Fritz Bauer, Manfred Grieger, Walter Hiller und andere sind die Ausnahme, sind jedoch kaum bekannt in der breiten Öffentlichkeit und werden, wo es geht, mundtot gemacht. Für mich hat sich Deutschland (und damit auch VW) nie wirklich von seiner Nazi-Vergangenheit emanzipiert.

Hans-Joachim Palm, Wolfsburg

Ist NS-Aufarbeitung nicht mehr gewünscht?

Die Diskrepanz zwischen Anspruch auf konstruktiven Widerspruch und der realen Weiterführung hierarchisch, autoritärer Verhaltensmuster vom VW-Management in Bezug auf die aktuelle Trennung vom renommierten Unternehmens-Historiker Dr. Grieger ist beschämend und zugleich ernüchternd. Anscheinend ist es nicht mehr erwünscht, dass die sensible Thematik der Aufarbeitung von Nazi-Verbrechern und deren Helfershelfern in dem erforderlichen und angemessenen Umfang thematisiert wird?

Wer aus der „VW-Nomenklatura“ fühlt sich denn in Bezug auf seine Vorfahren von Manfred Grieger negativ angesprochen?

Klaus Kunz, Rühen