Brüssel.

Zu „Gericht untersagt Preisbindung“ und „Apotheker der Region fürchten Schließungen“ vom 20. Oktober:

Mir kommen die Tränen, wenn die Apotheker darüber jammern, dass ausländische Versandapotheken von der deutschen Festpreisbindung ausgenommen werden. Unser derzeitiges Gesundheitssystem sorgt schon dafür, dass sie nicht verhungern. Ich bin 73 Jahre alt, privat mit Beihilfe versichert und benötige sieben verschreibungspflichtige Medikamente.

Da meine Krankenkasse sowie die Beihilfe nur die Festbeträge erstatten, bin ich gezwungen (wenn ich nicht zuzahlen will), bei meiner Apotheke anzusagen, dass ich auch nur Festbetragsmedikamente haben möchte und nicht unbedingt die, die der Arzt verschreibt. Was meinen Sie, wie viel Geld gesetzliche und private Krankenkassen und Beihilfestellen sparen könnten, wenn die Preisbindung und besonders die festen Zuschläge wegfielen! Und ich ebenfalls, weil Medikamente, die mindestens 30 Prozent billiger als der Festpreis sind, von der Zuzahlung befreit sind. Ich bin glücklicherweise in der Lage, mich im Internet ausführlich zu informieren und werde genau prüfen, ob und welche Medikamente ich künftig in ausländischen Versandapotheken kaufen werde.

Margrit Pfeiffer, Wesendorf

Gleicher Preis gibt dem Kunden Sicherheit

Eine Apothekerin schreibt zu demselben Thema:

Wenn Medikamente überall das gleiche kosten, bedeutet das für den Kunden Sicherheit, er kann in die nächstgelegene Apotheke gehen, ohne sich Gedanken machen zu müssen, ob er das Medikament irgendwo vielleicht doch billiger bekommt, der Kunde kann sich die Apotheke aussuchen, in der er am besten beraten wird. Gerade Ältere können in Deutschland – noch – die nächste Apotheke zu Fuß erreichen, ohne auf ein Auto angewiesen zu sein.

Bei einem Preiswettbewerb mit ausländischen Apotheken sind deutsche Apotheken sehr im Nachteil, denn sie kaufen die Arzneimittel zu vom Staat reglementierten Konditionen ein, die ausländischen Apotheken können ihre Einkaufskonditionen frei aushandeln und somit wesentlich billiger einkaufen. Dass der Wettbewerb unter den Apotheken größer geworden ist, merkt man an den vielen Apothekenschließungen, die es seit Freigabe der Preise für nichtverschreibungspflichtige Arzneimittel gibt; kleine Apotheken haben dadurch soviel verloren, dass sie schließen mussten.

Ines Eder, Braunschweig

Mehr Geld für Werbung als für die Forschung

Auch zu dem Thema:

Peinlich für die Volksvertreter: Eine Hausaufgabe des Bundestages muss vom Europäischen Gerichtshof gelöst werden.

Solange der Etat für Werbung und Pharmavertreter höher ist als der für Forschungszwecke, ist das Gejammere der Pharmalobby durchsichtig, peinlich und unglaubwürdig. 400 bis 600 Euro Ersparnis im Jahr für chronisch Kranke sind ein Segen. Deshalb wurde es Zeit, dass der Europäische Gerichtshof eingriff.

Klaus Türk, Braunschweig