Hamburg.

Alle Leserbriefe beziehen sich auf „Das TV-Publikum kann nicht über unser Grundgesetz abstimmen“ vom 18. Oktober und die ARD-Sendung „Terror – Ihr Urteil“ vom 17. Oktober:

Das TV-Publikum sind Bürgerinnen und Bürger dieses Staates. Sie durften als „Schöffen“ „im Namen des Volkes“ Volkes Stimme kundtun und haben mit überwältigender Mehrheit deutlich gemacht, dass sie mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes nicht einverstanden sind. Dies sollte auch ein Verfassungstheoretiker wie Herr Baum zumindest zur Kenntnis nehmen.

Schon den Vätern des Grundgesetzes war klar, dass es sich beim Grundgesetz um ein Provisorium handelt. Es entstand unter dem Eindruck der Nazibarbarei auf Anordnung der Siegermächte und sollte gemäß Artikel 146 nach der Wiedervereinigung in eine Verfassung verwandelt, „von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen“ werden.

Für den Artikel 1 (Menschenwürde) gab es auch den Vorschlag: „Der Staat ist um des Menschen willen da, nicht der Mensch um des Staates willen“.

Dies sollte die wichtigste Grundlage einer neuen Verfassung sein. Nicht aber ein inflationärer Begriff wie Menschenwürde, den zum Beispiel bei der Diskussion um Sterbehilfe Befürworter wie Gegner gleichermaßen als Begründung heranziehen.

Nach über 60 Jahren und mehr als 50 notwendigen Änderungen sollte das Grundgesetz in eine Verfassung münden. Dabei könnten mehr plebiszitäre Elemente die weiter andauernden Diskussionen über mehr Bürgerbeteiligung beenden. Eine Verfassung, „die von dem Volk in freier Entscheidung beschlossen worden ist“(GG), wurde von den Schöpfern des Grundgesetzes selber vorgeschlagen. Sie von Politikern umsetzen zu lassen, muss Ziel und Aufgabe eines jeden Demokraten sein.

H.-P. Oppermann, Braunschweig

Schirachs Stück ist bewusst manipulativ

Ich halte die Zahl von 70 000 Menschen im Stadion zwar für gut, weil sie zum Nachdenken anregt. Jedoch: Ich halte sie für vom Autor des Stücks für gewollt manipulativ, emotionalisierend. Ich halte für unwahrscheinlich, dass alle 70 000 Menschen bei einem Absturz umkommen würden. Zum Beispiel könnte das Flugzeug in die Mitte stürzen, die Menschen würden „nur“ in Panik geraten. Oder es könnte so abstürzen, dass „nur“ ein kleinerer Teil umkommen würde. Außerdem dürfte ein zielgerichteter Absturz nach unten schwieriger sein, als gegen das World Trade Center oder gegen einen Berg zu steuern.

Michael Weber, Braunschweig

Das Stadion hätte geräumt werden können

Ob der Major sich schuldig gemacht hat oder nichtschuldig ist, ist schwierig zu beurteilen. Was jedoch ganz außer Acht gelassen wurde, ist die Rolle der Soldaten und Beamten im Lagezentrum. Da ist bekannt, welches Ziel der Flieger wahrscheinlich anfliegen wird. Und was wird getan? Nichts!

Obwohl die Verantwortlichen wissen, wie schnell das eventuelle Ziel geräumt werden kann, legt man sich im Sessel zurück und wartet ab, was geschieht. Ich denke, wenn die Piloten der Kampfflugzeuge gewusst hätten, dass das Ziel bis zur Ankunft geräumt sein wird, wären sie zu einer anderen Entscheidung gekommen.

Roland Bus, Isenbüttel