Hannover. Der Traum niedersächsischer Schüler könnte wahrwerden. Denn: Erste Schulen in der Region beschließen die Änderung des Stundenplans zum Turnier.

Damit fußballbegeisterte Schüler die WM in Brasilien auch wochentags zumindest teilweise im Fernsehen verfolgen können, planen erste Schulen der Region bereits konkret einen späteren Unterrichtsbeginn. Das Eröffnungsspiel der WM ist am 12. Juni.

„Wenn das deutsche Team das Halbfinale oder das Finale erreichen sollte, werden wir uns erlauben, erst um 9.40 Uhr mit dem Unterricht zu beginnen“, erklärte Dirk Heinemann, Leiter der Hauptschule An der Klunkau in Salzgitter-Lebenstedt. „Die Schulen in Niedersachsen können aufgrund ihrer Eigenverantwortlichkeit selbst entscheiden, ob sie wegen der Fußball-WM den Unterricht später anfangen lassen wollen oder nicht“, erklärte eine Sprecherin des Kultusministeriums. Auf diese Freiheit hatte auch Ministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) hingewiesen. Allerdings müssten die Stunden nachgeholt und die Eltern beteiligt werden.

Einige Schulen haben schon beschlossen, nicht auf den WM-Zug aufzuspringen. Die Braunschweiger Gymnasien wollen sich noch abstimmen. Markus Pickbrenner, kommissarischer Leiter der Lademann-Realschule in Helmstedt, sagte: „Ich bin gegen diesen Vorschlag. Wir haben schließlich einen Erziehungsauftrag. Wer abends Fußball gucken möchte, kann auch morgens zur Schule gehen.“ Die IGS in Lengede hat sich anders auf die WM eingestellt. „Wir werden an den Tagen nach den Deutschlandspielen keine Klassenarbeiten schreiben lassen und aktivierende Unterrichtsphasen einsetzen“, so Schulleiter Jan-Peter Braun.

Braunschweig: Die Braunschweiger Gymnasien wollen sich noch abstimmen, wie sie auf die Äußerung der Ministerin reagieren. „Da wird unter dem Namen ‚eigenverantwortliche Schule‘ ein Riesenfass aufgemacht“, sagte Edgar Merkel, Leiter des Hoffmann-von-Fallersleben-Gymnasiums. Franz Rollinger, Leiter der Wilhelm-Bracke-Gesamtschule, sagte, dass eine Verschiebung der Unterrichtszeiten ein organisatorisches Chaos verursachen würde. Vor allem beim Schülertransport und dem Ausgleich der Unterrichtszeiten würde es Probleme geben. Die Stadtelternratsvorsitzende Petra Mellen erklärte, an der Fußball-WM sollten Unterrichtszeiten aber nicht ausgerichtet werden.

Salzgitter: Fußballverrückte Schüler des Gymnasiums Salzgitter-Bad dürfen hoffen. Schulleiter Stephan Speer kündigte Unterrichtsverschiebungen an, sollte das deutsche Team die Gruppenphase überstehen. „Dann wollen wir in Absprache mit Schüler- und Elternrat spontan über einen späteren Unterrichtsbeginn für den Tag danach entscheiden.“

Peine: Besondere Voraussetzungen muss Heike Bickmann, Leiterin der BBS Peine, berücksichtigen: „Als Berufsschule müssen wir den Berufsalltag abbilden“, sagt sie – auch beim Unterrichtsbeginn um 8 Uhr. Sollte die deutsche Elf übers Halbfinale hinauskommen, will man mit Schulvorstand und Schülervertretung das weitere Vorgehen beraten. Am Peiner Gymnasium am Silberkamp soll das Thema am Mittwoch besprochen werden. Schulleiterin Ulrike Bock äußerte Verständnis für die Fußballleidenschaft vieler Schüler, andererseits seien zahlreiche Klausuren zu bewältigen.

Helmstedt: Dagmar Schulze, Schulleiterin im Gymnasium Julianum Helmstedt, weiß, dass die Vorrundenspiele der Deutschen bereits um 18 Uhr beziehungsweise um 21 Uhr beginnen. „Den Unterricht zu verschieben, käme also erst ab den Achtelfinalspielen infrage.“ Später mit dem Unterricht zu beginnen, könne nur in Absprache mit allen Gremien der Schule geregelt werden. „So weit sind wir noch nicht!“

Im Landkreis Wolfenbüttel und in der Stadt Wolfsburg sind keine Schulen bekannt, die ihre Schüler später zum Unterricht kommen lassen wollen. Und was sagen die Schüler? Der Landesschülerrat hält nicht viel von der Regelung. „Wir finden es nicht richtig, den Unterricht für eine kommerzielle Veranstaltung zu verschieben“, sagte Florian W. Kolb, Sprecher des Landesschülerrates.