Debatte des Tages. Zwei Spuren nur für LKW - und acht Spuren insgesamt: Das fordert Verkehrsforscher Manfred Wermuth als Konsequenz aus den schweren Unfällen auf der A2. Was würde Ihrer Meinung nach das Unfallrisiko senken?

Das Szenario wiederholt sich. Allein zwischen März und Juni 2012 kommt es zwischen Lehrte und Helmstedt auf der A2 zu vier schweren LKW-Unfällen mit Toten. Die Folgen sind dann fast überall sichtbar. Tausende von Autos und LKW schlängeln sich durch das Braunschweiger Land auf der Suche nach der schnellsten Umgehung.

Am Mittwoch war es wieder soweit: Drei Transporter fuhren in Höhe Braunschweig-Hafen in Richtung Berlin ineinander. Zwei Verletzte und über eine halbe Million Euro Schaden standen zu Buche. Ein kilometerlanger Stau, eine zehnstündige Vollsperrung und verstopfte Umgehungsstraßen waren die Folge.

Für den Braunschweiger Verkehrsforscher Professor Manfred Wermuth ist dies kein Zufall. „Die A2 ist die deutsche Transit-Autobahn schlechthin. Das LKW-Aufkommen ist enorm, nicht vergleichbar mit anderen großen Routen. Das ist ein Grund dafür, warum so viele Unfälle passieren“, sagt Wermuth. Konzepte dafür, wie die A2 gerade in der Region zwischen Hannover und Magdeburg sicherer werden könnte, liegen auf der Hand, doch die bauliche Umsetzung ist schwierig. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Ausbau auf acht Spuren (plus Standstreifen) in einen noch endgültig zu prüfenden Bundesverkehrswegeplan eingetragen ist.

Man dürfe aber auch nicht den Fehler machen, die Brummifahrer allein für die vielen Staus verantwortlich zu machen. „Die fahren ja nicht aus lauter Lust und Laune durch die Gegend. Die machen ihren Job. Im Gegensatz zu dem nicht geringen Prozentsatz an Freizeitfahrern, die ihren PKW nur bewegen, um beispielsweise einzukaufen“, so Wermuth. Der Forscher plädiert daher für den Ausbau. Es müsste geregelt werden, dass der Schwertransport die beiden rechten Spuren benutzt und die anderen Verkehrsteilnehmer auf den beiden linken fahren. Diese Trennung würde viele gefährliche Situationen verhindern.

Wermuth zweifelt aber an der Umsetzbarkeit in den nächsten Jahren. „Das wird nochmals Milliarden verschlingen, die gar nicht vorhanden sind“, sagt er. Auch Enno Hagenah, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen in Niedersachsen, hält das für nicht finanzierbar.

Eine Möglichkeit, kurzfristiger für mehr Sicherheit zu sorgen, ist der Ausbau von Parkplätzen für Lastwagen. Oft fehle übermüdeten Fahrern einfach die Möglichkeit, rechts ran zu fahren und sich auszuruhen. Christian Budde, Sprecher von Landes-Verkehrsminister Jörg Bode (FDP) verspricht: „Noch in diesem Jahr sollen 1700, bis 2025 noch einmal 3300 zusätzliche Parkplätze in Niedersachsen geschaffen werden“.

Das passiere nicht nach dem Gießkannen-Prinzip, sondern gebaut werde dort, wo die Dringlichkeit am größten ist. „Es geht hier auch um die Machbarkeit, Grund abseits der Autobahnen zu erwerben.“ Erst kürzlich seien mehr als 200 neue Stellplätze an der Raststätte „Lehrter See“ in Betrieb genommen worden.

Eine Frage, die Wissenschaftler Wermuth und Pressesprecher Budde offenbar entzweit, ist die des Standstreifens als möglicher Ersatzspur. Während Wermuth ihn sicherheitstechnisch für nicht verhandelbar hält, ist das Verkehrsministerium überzeugt: Sollte der A-2-Ausbau ab 2015 in dem geplanten Gesetz beschlossen werden, muss das zunächst über die Einbindung des Standstreifens erfolgen.