Braunschweig. In überfüllten Zügen müssen Reisende besonders vorsichtig sein. Doch wohin mit dem Gepäck? Die Bahn plant ihre Züge neu.

Eine Leserin aus Braunschweig, die anonym bleiben möchte, fragt:

Mir wurde in einem überfüllten Zug mein Koffer geklaut. Passiert so etwas häufig?

Die Antwort recherchierte Geraldine Oetken

Endlich gelandet! Jetzt noch drei Stunden Zugfahrt – und die Abteile sind vollkommen überfüllt. In diesem Chaos musste unsere Leserin einen Platz ergattern, als sie nach einem mehrwöchigen Aufenthalt in Indien von Frankfurt nach Braunschweig im ICE gefahren ist.

Kofferklau im ICE

„Kurz vor Kassel musste ich meinen Sitzplatz wechseln, weil der gebucht war. Ein paar Plätze weiter habe ich einen gefunden – von da aus konnte ich aber meinen Koffer nicht mehr sehen“, erzählt sie unserer Zeitung. „Als ich in Braunschweig aussteigen wollte, war mein Koffer weg. Und mit ihm auch andere Taschen, die dort standen.“ Ihr Verlust: etwa 700 Euro. „Aber vor allem waren dort Geschenke und Erinnerungsstücke von meiner Reise drin.“

Ist der Kofferklau in vollen Zügen eine neue Masche von Dieben? Martin Ackert, Pressesprecher der Bundespolizei, erklärt: „Es kommt immer wieder zu Diebstählen in Zügen – im Fernverkehr mehr als im Nahverkehr. Es werden fast jährlich mehr.“ Gerade wenn viele Menschen zusammen träfen – bei Messen, im Berufsverkehr oder zu Ferienzeiten – würden Diebe häufig zuschlagen. 1229 Gepäckdiebstähle in Zügen und Bahnhöfen hat die Bundespolizei im Städtedreieck Hannover-Braunschweig-Göttingen registriert. Für dieses Jahr rechnet der Pressesprecher mit ähnlich vielen Fällen. „2015 gab es einen großen Anstieg. Das kann damit zu tun haben, dass die Bundespolizei während der Migrationswelle in anderen Aufgaben gebunden war“, sagt Ackert.

„Wir haben es mit Einzeltätern, aber auch mit organisierter Kriminalität zu tun.“ Beim Kofferdiebstahl würden die Täter die Situation häufig ausnutzen, dass das Gepäck unbeobachtet am Eingangsbereich stehe. Besonders betroffen seien die großen Nord-Süd-Strecke über Hannover und die Ost-West-Verbindung, die über Braunschweig beziehungsweise Wolfsburg nach Berlin führt. Das beste Mittel, um sich dagegen zu schützen, sei, den Koffer nicht aus den Augen zu verlieren. Das rät auch eine Pressesprecherin der Bahn. Aber was sollen Reisende machen, wenn der Zug zu voll ist, um sich und den Koffer gut zu platzieren? „Geld und Wertsachen immer am Körper tragen“, erklärt Ackert.

Eine Sprecherin der Deutschen Bahn sagt: „Manchmal hilft das Gespräch mit Mitreisenden.“ So könnten Koffer möglichst platzsparend abgestellt werden. „Bei der ICE-Neubestellung ist mehr Platz für Koffer ein wichtiger Aspekt“, erklärt die Sprecherin. Im neuen Zug würden sich große Gepäckregale im Großraum und damit in Sichtweite der Fahrgäste befinden. „Das geht in die richtige Richtung“, sagt Björn Gryschka, Regionalvorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn. Das einzige Problem: Der Zug soll zwischen Hamburg und München rollen, also nicht bei uns. „Es wird dauern, bis die Bahn alle ihre Züge so ausstattet“, meint Gryschka.